divia Gmbh 21. Oktober 2011

Gut, besser, nachhaltig: Die neue Herausforderung für Unternehmen


Interesse an Nachhaltigkeit steigt

Es scheint fast, als wäre die Welt vor ein paar Jahren noch in Ordnung gewesen. Kunden kauften ein Produkt weil es machte, was es sollte. Doch nun geraten immer neue Anforderungen an Produkte und Marken in das Visier der Konsumenten. “Nachhaltig” sollen sie sein, umweltverträglich und zu fairen Bedingungen hergestellt. Nachhaltigkeit ist das Stichwort der Stunde, aber nur selten wird hinterfragt, was der Begriff eigentlich aussagt.

Unter Nachhaltigkeit wird je nach Bereich und Kontext durchaus etwas anderes verstanden. Eine allgemeingültige Definition gibt es noch nicht. Auch ist es schwer, zwischen dem deutschen Begriff Nachhaltigkeit und dem englischen Sustainability zu unterscheiden. Wir verstehen unter Nachhaltigkeit sämtliche Bemühungen, jegliche Art von Ressourcen zu schonen und sowohl Mensch als auch Umwelt zu schützen. Dafür werden die drei Säulen Ökologie, Ökonomie und Soziales unterschieden, in denen jeweils Nachhaltigkeit erreicht werden soll.
In den englischsprachigen Quellen wird Sustainability häufig mit den Kriterien Environment, Social und Governance beschrieben, kurz ESG.

Nachhaltigkeits-Rankings sollen Orientierung bieten

Um Konsumenten und Investoren Entscheidungshilfen zu geben, analysieren und bewerten verschiedene Institutionen die in den Unternehmen praktizierte Nachhaltigkeit.

Mittlerweile gibt es über 100 Rankings, welche die Nachhaltigkeitsbemühungen von Unternehmen unter die Lupe nehmen und vergleichen. Vor 10 Jahren gab es gerade mal 21 von ihnen. Doch wie immer ist Masse nicht gleich Klasse. Die Rankings unterscheiden sich in ihren zentralen Merkmalen genauso stark, wie es zwischen allen auch eine gewisse Deckungsgleiche gibt.

Unterschiede gibt es unter anderem in den herangezogenen Datenquellen, der Erfahrung und Zusammensetzung des Bewertungsteams, der angewandten Methodologie sowie der Zusammenarbeit mit den bewerteten Unternehmen zur Überprüfung der Daten. Die möglichen Berechnungsmethoden reichen von simplen Ja-/Nein-Abfragen bis zu komplizierten Kriteriengewichtungen. Die unterschiedlichen Methodiken führen oft zu Verwirrung bei Unternehmen und Lesern, auch senkt es die Akzeptanz von Rankings allgemein.

Für die bessere Akzeptanz eines Ranking sollte dieses für den Leser nachvollziehbar sein. Hilfreich ist hierbei, wenn die Methodologie des Rankings mit veröffentlicht wird. Die daraus entstehende Transparenz gilt für viele als wichtiges Beurteilungskriterium für die Qualität eines Rankings. Dennoch machen nur wenige Anbieter ihre Berechnungsmodelle öffentlich, manche gewähren ausschließlich ihren Kunden und den gelisteten Unternehmen Zugriff. Aus Sicht der Öffentlichkeit gilt daher Global 100 als Positivbeispiel, denn deren ausschließlich quantitative Bewertungskriterien sind komplett öffentlich zugänglich.

Ein weiterer Kritikpunkt ist, dass die öffentlichkeitswirksamen Rankings zu sehr am amerikanischen Markt ausgerichtet sind und Unternehmen über viele Branchen hinweg miteinander verglichen werden. Wie bei den Newsweek Green Rankings, die vor wenigen Tagen veröffentlicht wurden. Auch wenn beides Obst ist, kann man eben nicht Äpfel mit Birnen vergleichen. Je nach Ranking werden sehr unterschiedliche Unternehmen anhand zum Teil stark voneinander abweichender Kriterien beurteilt, was die Aussagekraft für die betroffenen Firmen mindert und bei den Rezipienten eher zu Verwirrung führt, anstatt Orientierung zu bieten.

Neue Rankings für bessere Vergleichbarkeit nötig

Wichtiger als der Vergleich großer global agierender Konzerne verschiedenster Industrien ist aus unserer Sicht deshalb der konkrete Vergleich zwischen sich im Wettbewerb befindlichen Unternehmen einer Branche im Sinne eines Benchmarks. Die Sinnhaftigkeit eines Rankings wird so deutlicher, differenzierende Maßnahmen zur Stärkung der eigenen Position im Wettbewerb direkter sichtbar und die Nutzbarkeit, sprich der Wert für die im Unternehmen agierenden Strategie-Verantwortlichen höher. So können zum Beispiel wesentliche Anhaltspunkte zur Verbesserung des eigenen Marketings gewonnen oder das Label eines guten Unternehmens als Differenzierungsmerkmal gegenüber dem ärgsten Wettbewerber im Vertrieb oder auch Recruiting genutzt werden. Betrachtet man jedoch die derzeit vorhandenen Rankings, fehlt es an so einem spezialisierten Instrument, insbesondere auf dem deutschen bzw. europäischen Markt.

Wie seht Ihr die Nutzbarkeit bzw. Nützlichkeit eines Rankings, das speziell auf den deutschen Markt, ja sogar auf bestimmte Branchen zugeschnitten ist? Wem könnte das im Unternehmen nutzen? Und könnte ein solches Ranking womöglich den Druck auf die Unternehmen erhöhen, sich nachhaltiger und somit gesellschaftlich besser zu verhalten?

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Beiträge von Gastautoren oder ehemaligen divia Mitarbeitern