Rollenspiel statt Gastvortrag - wie Unternehmen auf sich aufmerksam machen
In den letzten Jahren entwickelten sich im Recruiting immer wieder neue Möglichkeiten für Unternehmen, Bewerber auf sich und ihre tägliche Arbeit aufmerksam zu machen. Gastvorträge waren gestern das richtige Stilmittel, heute gibt es Webcasts oder “(Online-)Bewerbungsspiele” unterschiedlichster Natur. Die Kandidaten werden dabei dort abgeholt, wo sie heute üblicherweise viel Zeit verbringen: im Internet und in sozialen Netzwerken.
Das Stichwort lautet “Recruitainment” - Recruiting und Entertainment werden verknüpft und potenzielle Mitarbeiter durch Spiele oder Tests direkt angesprochen. Die Möglichkeiten reichen von technisch eher simplen IQ-Tests auf der Unternehmens-Website bis hin zu sehr komplexen, interaktiven Rollenspielen, die Spielelemente online und offline in Echtzeit verknüpfen. Durch die Interaktivität setzen sich Bewerber anders und intensiver mit dem Unternehmen auseinander und können sich im Idealfall besser damit identifizieren. Sie bekommen also einen tieferen Einblick in die Anforderungen und Tätigkeiten bei ihrem Wunschunternehmen. Und Personalverantwortliche können mit diesen “Serious Games” Talente auf einem Neuen und ganz anderen Weg als üblich identifizieren.
Die Beurteilung der Bewerber kann außerdem anhand ganz anderer Kriterien als im Standardverfahren erfolgen. Denn die Personalverantwortlichen können Entscheidungen und Vorgehensweisen der Bewerber im Spielablauf detailliert auswerten und bekommen so einen Eindruck von der Handlungsweise und den Prioritäten der Kandidaten. Die Personalauswahl wird dann unabhängig von Bewerbungsschreiben und Lebenslauf oder nur in Verbindung mit ihnen getroffen. Das ist vielleicht endlich ein Weg, wirklich zum Unternehmen passende Mitarbeiter zu finden. Zudem haben Unternehmen die Chance, sich von den Konkurrenten abzugrenzen, indem sie ein klare Unterscheidungsmerkmale setzen. Den interessierten Besuchern kann direkt vermittelt werden, wie innovativ, modern und technik-kompetent der potenzielle neue Arbeitgeber ist. Die Spiele bieten so die Möglichkeit eines individuellen Employer Branding.
Bewerbungsspiele bereits in der Praxis erprobt
Recruiting Games finden mittlerweile öfter Anwendung, als man zunächst vermuten würde. So fordert beispielsweise , in welchem zwei Teams eine fiktive Unternehmens-Übernahme verhandeln müssen. Die interessierten Juristen bekommen dann über einen Zeitraum von sechs Wochen Einblicke in die realen Anwaltsgeschehnisse und zudem ein direktes Feedback der Kanzlei-Coaches. So haben die Teilnehmer die Chance, sich direkt bei den Entscheidern im Unternehmen für höhere Aufgaben zu empfehlen.
Einem ganz ähnlichen Ansatz folgt auch das französische Consumer-Unternehmen L’Oréal. Hier setzt man schon seit einiger Zeit das ein, in dem Studenten bzw. Absolventen die interdisziplinären Aufgaben eines virtuellen Unternehmens bearbeiten müssen und so verschiedene Abteilungen kennenlernen. Wer hierbei gute Leistungen zeigt, wird zum Vorstellungsgespräch eingeladen.
by L"Oréal". Quelle: .
Durch Spiele Einblicke in das Unternehmen gewinnen
Andere Unternehmen nutzen Recruitainment eher im Sinne des Employer Branding, um Außenstehenden die eigenen Geschäftsprozesse und Werte näher zu bringen. Um Kunden wie potenziellen Mitarbeitern einen Einblick in den Geschäftsalltag zu ermöglichen, bieten beispielsweise die an, in welchem jegliche Bereiche eines Krankenhauses selbst aufgebaut und gesteuert werden müssen.
Auch einige Karriereseiten auf Facebook bieten bereits im Rahmen des Social Recruiting interessierten Bewerbern die Möglichkeit, direkt per App Produkte bzw. Dienstleistungen eines Unternehmens kennen zu lernen oder die Übereinstimmung des eigenen Handelns mit den Unternehmenswerten zu überprüfen. Ein gutes Beispiel hierfür ist die Karriereseite von Unilever. Sie bietet die SelfAssessment-App “Could it be U?”, bei welcher abschließend die Passung zu Unilever in Prozenten angegeben wird. Praktisch so, wie bei einer Online-Singlebörse.
Teure Spielerei oder echter Wettbewerbsvorteil?
Die Vorteile solcher interaktiver Rekrutierungs-Spiele liegen auf der Hand. Sie bieten viele Möglichkeiten, das Unternehmen und die Arbeitsbereiche vorzustellen und steigern somit die Attraktivität als Arbeitgeber. Gleichzeitig versprechen sie einen neuen Anhaltspunkt für die Personalauswahl, der die Identifikation geeigneter Mitarbeiter erleichtern und verbessern kann. Unternehmen nutzen deswegen die Möglichkeiten des Recruitainment, um potenzielle Mitarbeiter anzusprechen und für sich zu gewinnen. Gleichzeitig können über die Abfrage von Kenntnissen und Neigungen schon die ersten Kandidaten “ausgesiebt” werden.
Kennen Sie solche Spiele oder haben schonmal an einem teilgenommen? Lohnt es sich für die Unternehmen, Geld in die Entwicklung eines Spiels zu stecken, um eine bessere Personalauswahl zu treffen und sich attraktiver darzustellen?