divia Gmbh 26. August 2011

Wie grün ist die Cloud?

Wie grün ist eigentlich die Cloud?

Das Stichwort Green IT ist in aller Munde. Und die Virtualisierung, als Basis für Cloud Computing, ist ein gern genommenes Argument für die Vergrünerung der Informationstechnik. Wir haben uns mal die Frage gestellt: Ist die Cloud eigentlich wirklich so grün?

Zunächst einmal gilt es festzuhalten, dass Ausrüstung und Dienstleistungen der ICT-Branche mehr als 8% des Stromverbrauchs und 4% der CO2-Emissionen in der EU verursachen. Handelt es sich also nicht eher um eine “graue” Technologie?

Nachhaltige Einsparpotenziale durch Cloud Computing?

Nun, die Argumente der Cloud Anbieter vermitteln eigentlich einen ganz anderen Eindruck. Folgt man ihnen, so bedeutet der unternehmensweite Einsatz von Cloud Computing im Rahmen einer Green IT Strategie durchaus einen Fortschritt in Richtung Nachhaltigkeit. Zum Beispiel wird zu Recht darauf verwiesen, dass Anschaffungs- und Betriebskosten für den Aufbau einer eigenen Recheninfrastruktur vermieden und somit auch der eigene Ressourcenverbrauch gesenkt werden kann. Diesen Schluss bestätigen mehrere Studien, u.a. auch die Studie des WSP Environment & Energy Instituts. Sie überprüfte unterschiedliche Microsoft-Clouddienste auf ihre Umweltbilanz. Ergebnis: ein Energie- und CO2-Einsparpotenzial von 30%!

Sozusagen eine win-win Situation für Unternehmen und Umwelt. Bei kleinen Unternehmen sollen sogar besonders hohe Einsparungen von bis zu 90% realisierbar sein. Naja, das klingt zumindest vielversprechend.

Und es wird noch besser. So hat das Fraunhofer Institut im 1. Greenletter der Bundesregierung darauf verwiesen, wie klimatechnisch hocheffizient Rechenzentren heute sein können. Doch “Können” und “Sein” liegen in der Realität oft weit auseinander. Leider wird die überwiegende Zahl der großen Rechenzentren noch immer mit Energie aus Kohlekraftwerken betrieben. Greenpeace berichtet, dass mehr als die Hälfte der IT-Unternehmen zwischen 50 und 80% ihres Energiebedarfs durch Kohle abdecken. Außerdem warnen Studien vor dem hohen Energiebedarf, der bei Verbindungen zur Cloud und beim Cloud-Dienstleister selbst anfällt.

Mittels Cloud zu einer grüneren IT

So richtig “grün” ist Cloud Computing deswegen heute leider noch nicht. Aber es gibt Möglichkeiten, mittels Cloud Computing zu einer grüneren IT zu gelangen. Die Smart 2020 Studie bestätigt, dass die ICT einen Beitrag zur Reduktion der globalen Emissionen in anderen Industrien leisten kann, auch wenn ihre Emissionen selbst zunächst steigen. Services aus der Cloud ermöglichen nämlich erst viele Dienste, die sowohl Energie- als auch CO2-Einsparungen realisieren können.

Natürlich immer vorausgesetzt, auch beim Einsatz dieser Services wird grün gedacht. Um beispielsweise eine energieeffiziente (Netz-) Infrastruktur zu gewährleisten, müssen systematische Lösungskonzepte entwickelt werden. Das reicht von Standortüberlegungen - siehe - über die Auswahl eines Kühlsystems bis zur Auslastungsoptimierung. Skalierbare Plattformen und flexible Anpassungen sind notwendig, um den Betrieb von Cloud-Lösungen ökologisch nachhaltiger als herkömmliche Rechenzentren zu gestalten.

Um jedoch diese Veränderungen - hin zu einer grünen Wolke - auch wirklich realisieren zu können, ist ein Umdenken bei den Verantwortlichen nötig. Bisher hat man nicht selten das Gefühl, die Energie- und Emissionseinsparungen sind nur ein netter Nebeneffekt. Denn das primäre Ziel der Unternehmen heißt nach wie vor Kosteneinsparungen. Green IT wird häufig nur als Werbeinstrument und selten als Philosophie verstanden. Ein echtes Umdenken scheint nicht stattzufinden.

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