Schon in der sehr frühen Menschheitsgeschichte fingen die Menschen an die Welt zu kartographieren. Was mit Höhlenmalerei begann, entwickelte sich in den Jahrhunderten über grobe, von Seefahrern durchgeführte Schätzungen von Landmassen hin zu sattelitengestützter Visualisierung von Städten à la Google Earth. Und natürlich haben sich diese Möglichkeiten längst im Marketing-Alltag in Form des Geo-Marketings etabliert. Geo-Marketing im klassischen Sinne kann beispielsweise reines Visualisieren der vorhandenen Kunden sein, um somit Potenziale zu erkennen (Herter u Mühlbauer 2008:6). Nun stellt sich in der Zeit von Facebook und Location-based Networks wie Foursquare oder Google Latitude die Frage, ob hier nicht ein wenig mehr Potenzial vorhanden ist.
Jedes Unternehmen verwendet auf einfache oder komplizierte, auf bewusste oder unbewusste Art Geo-Marketing (Herter u Mühlbauer 2008:11). Schon mit der einfachen Frage „Woher kommen meine Kunden?“ beginnt Geo-Marketing (Herter u Mühlbauer 2008:6). Es ist ein einfaches Prinzip: man nimmt eine Landkarte und steckt Stecknadeln hinein. Diese Stecknadeln verdeutlichen, woher die Kunden stammen. Durch diese Visualisierung wird deutlich, ob es noch Potenzial im Kundenstamm gibt.
Geo-Marketing wird am besten verständlich durch folgendes Zitat: „Geo-Marketing bezeichnet die Planung, Koordination und Kontrolle kundenorientierter Marktaktivitäten von Unternehmen mittels Geographischer Informationssysteme. Es werden Methoden angewendet, die den Raumbezug der untersuchten unternehmensinternen und –externen Daten herstellen, analysieren und visualisieren sowie sie zu entscheidungsrelevanten Informationen aufbereiten.“ (Schüssler 2000:9)
Zwar setzt sich das Wort aus „Geo“ und „Marketing“ zusammen, jedoch ist dies nur ein Teilaspekt (Herter u Mühlbauer 2008:6). Es werden Marketing, Geographische Handelsforschung, Geoinformationssysteme und Wirtschaftsgeographie im Geo-Marketing vereint. Dieses Zusammenspiel der vier Bereiche ermöglicht somit unzählige Anwendungsgebiete, bspw. Standortanalyse oder auch Routenplanung (Schüssler 2000:9). Somit wird der klassische Marketing-Mix durch räumliche Komponenten ergänzt (Herter u Mühlbauer 2008:6). Ein neues und im Geo-Marketing noch nicht weit verbreitetes Gebiet ist das Social Web.
Auch Facebook mischt mit
Facebook stellte 2010 den Location-Dienst „Places“ vor und dringt seither in einen für das Social Network bis dato nicht kartierten Markt vor, der von einem anderen großen Player beherrscht wird: Foursquare. Diese Dienste ermöglichen es Nutzern durch eine „Check-In“-Funktion, ihren Freunden mitzuteilen, wo sie sich befinden, welche Freunde sich in der Nähe aufhalten und was in unmittelbarer Umgebung geschieht. Jede Location (z.B. der Lieblings-Starbucks) hat seine eigene Profilseite, auf der sich die Nutzer der Location-Dienste einloggen. Bei Foursquare kann jedes Unternehmen eine „Belohnung“ für das Einloggen einstellen, bei Facebook Places sind es „Deals“. Ein Beispiel dafür ist das Nachtcafe in Leipzig . Hier gibt es schon für den ersten „Check-In“ eine „Belohnung“ in Form eines Getränks. Dies steigert sich hin bis zur VIP-Reservierung mit Freigetränken beim 50. „Check-In“. Durch dieses einfache Prinzip kommt es einerseits zu einer effektiveren Kundenbindung und zum anderen bekommen Unternehmen eine zuverlässige Informationen über Ihre Zielgruppe. Dementsprechend können Unternehmen ihre Werbung noch zielgruppengenauer ausrichten. Hier könnte das Geo-Marketing ansetzen. Dadurch, dass Menschen sich in Location-Dienste einchecken und zum gläsernen Nutzer werden, können Informationen gesammelt werden. Je mehr Informationen ein Nutzer in den sozialen Netzen oder auch Location-Diensten über sich frei gibt, desto mehr Informationen können gesammelt werden und die anvisierten Zielgruppen mit maximal relevanter Werbung “versorgt“ werden. Somit kann Facebook Places oder Foursquare als entscheidungsunterstützendes Instrument eingesetzt werden. Durch Geo-Marketing können gesammelte Informationen aufbereitet werden und als detaillierte Entscheidungs- und Planungshilfe dienen.
Jedoch sind die meisten Nutzerdaten durch Privatsphäre-Einstellungen bei den jeweiligen sozialen Networks geschützt, bzw. durch rechtliche Einschränkungen nicht legal erfassbar. Somit sind die wichtigen Informationen für zielgruppengenaue Werbung oft nicht frei zugänglich. Zudem anonymisieren soziale Netzwerke wie Facebook in der Regel die Daten der Nutzer welche einchecken. Diese werden soweit anonymisiert, dass sie nicht mehr auf den genauen Nutzer zurückzuführen sind. Natürlich nutzt Facebook die vorhandenen Daten und bietet die Möglichkeit an, zielgruppengenau Werbung zu schalten.
Wie wird sich die Zukunft im Bereich Social Networks und Geo-Marketing weiterentwickeln?
Nun, Facebook ermöglicht durch Places nicht nur den „Check-In“ des Users, sondern bietet jetzt noch zusätzlich die Möglichkeit an, für besuchte Orte abzugeben. Dadurch dringt Facebook in einen weiteren Markt vor und versucht seine Position zu stärken. Durch diese geschickte Maßnahme von Facebook kann über den Nutzer ein noch detaillierteres Bewegungsprofil erstellt werden. Somit wird zumindest bei Facebook der Nutzer immer durchsichtiger und der Datenbestand von Facebook immer gewaltiger. Es sollte die Weiterentwicklung in den Bereichen social, local und mobile in jedem Unternehmen beobachtet werden. Diese Bereiche werden einen immer wichtigeren Stellenwert im Marketing-Mix einnehmen und sollten deswegen konsequent mitbedacht werden.
Referenzen:
Herter M. u. K.-H. Mühlbauer (2008): Handbuch Geomarketing. Heidelberg, München, Landsberg, Berlin.
Schüssler, F. (2000): Geomarketing. Anwendung Geographischer Informationssysteme im Einzelhandel. Marburg.
Bildquelle: Gerd Altmann/Shapes:AllSilhouettes.com/pixelio.de
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