Mit dem Einzug in unser neues Büro stand für uns fest, dass nur noch mit öffentlichen Verkehrsmitteln gependelt wird und wir soweit es möglich ist nicht mit dem Auto herfahren. Einerseits weil die Parksituation hier alles andere als günstig ist, andererseits weil wir verstärkt auf Nachhaltigkeit und Umweltfreundlichkeit achten möchten. Daher war es an der Zeit, alternative Fortbewegungsmittel zu prüfen. Aber mit dem Fahrrad zur Arbeit? Wer will schon schwitzend und abgekämpft morgens im Büro aufschlagen?
Mein innerer Schweinehund war daher begeistert, als ich gelesen habe, dass die Bahn im Rahmen ihres Call a Bike Angebots auch Pedelecs zur Verfügung stellt. Fahrradfahren mit Unterstützung eines Elektroakkus - das klingt nach der optimalen Lösung für alle, denen das Fahren in Stuttgart aufgrund der Hanglangen und “Buckel” zu anstrengend ist. Die Pedelecs (Pedal Electric Cycles) können neben den normalen Fahrrädern an den Ausleihstationen ausgeliehen werden. Die mit einem Elektro-Akku ausgestatteten Räder unterstützen den Fahrer durch Zuschalten eines Elektro-Motors. 60 dieser Fahrräder mit Elektrounterstützung gibt es momentan an 44 Stationen im Stuttgarter Raum, in den nächsten Wochen sollen 40 weitere Pedelecs folgen.
Beim Eröffnungsevent am 05.11. - im Zentrum für Elektromobilität in Stuttgart - konnten die Pedelecs schon mal Probe gefahren werden. Diese Chance hab ich mir natürlich nicht entgehen lassen und bin sowohl mit einem e Call a Bike als auch einem EnBW eBike gefahren (siehe Bild). Fazit: Die EnBW Bikes ("Elmotos", siehe “Elektronauten”-Blogbeitrag) und ich werden wohl keine Freunde werden. Auch wenn das Fahren sehr viel Spaß macht und die Elmotos sehr gut steuerbar sind, so sind wohl nur für großgewachsene Menschen gemacht, auch muss frau grundsätzlich die Kleiderordnung überdenken, bevor sie losdüsen kann.
Etwas ganz anderes sind die Pedelecs, denn da muss man ausprobieren. Nach wie vor erstmal selber in die Pedale treten, dann schaltet sich der Motor dazu und man kann dann sehr leicht fahren. An sich eine schöne Sache. Doch natürlich gibt es diesen Spaß nicht für lau. Zunächst muss man sich für 12 Euro bei Call a Bike registrieren, um Fahrräder ausleihen zu können. Dann verfügt man über ein Guthaben von 7,50 Euro. Will man die ersten 30 Minuten kostenlos fahren, bezahlt man einen Pauschal-Tarif von 54 Euro. Danach werden pro Minute 12 Cent fällig, ein Tag kostet maximal 22,50 Euro. Kunden mit BahnCard oder VVS-Abo erhalten Vergünstigungen. Gut finde ich, dass man mit dem Pauschal-Tarif auch die normalen Fahrräder der Bahn für 30 Minuten kostenlos ausleihen kann. Insgesamt ist die Nutzung mit einem hohen Aufwand im Vorhinein verbunden und die Kosten für Unternehmen schwer abschätzbar, da sich jeder privat anmelden müsste.
Auch das Ausleihsystem könnte meiner Meinung nach noch ein paar Verbesserungen vertragen. An den E-Bikes selbst ist beispielweise nicht erkennbar, wie es um die Akkuladung bestellt ist. Die Ladestationen (siehe Bild), an denen die Räder angeschlossen werden, haben zwar eine Statusanzeige an der man feststellen kann, ob das Fahrrad geladen ist oder nicht. Anders ist das, wenn ein Bike an einer Station abgegeben wurde, die keine Ladestation hat. Will man ein E-Bike ausleihen, kann es also auch passieren, dass der Akku nur noch für ein paar Minuten reicht. Und danach wird das Fahren wirklich anstrengend bis nahezu unmöglich.
Ausgeliehen werden die Räder übrigens entweder, indem man die Nummer auf dem Rad anruft und dann einen Code für das Schloss erhält, oder über eine Smartphone-App. Das allerdings bedarf noch eines weiteren Praxistests.