Christian Retz 10. Februar 2012

Was Enterprise 2.0 mit Skifahren zu tun hat

Enterprise 2.0 Initiativen gibt es zu Hauf. Dabei rangieren die Vorhaben von ambitioniert-allumfassend (Unternehmensweites Roll-out einer umfassenden E 2.0 Plattform) bis pragmatisch-punktuell (Einführung einzelner E 2.0 Aspekte, z.B. ein Wiki – AUCH schon eine Herausforderung!). Eines haben alle Varianten jedoch gemein: ohne ein vernünftiges und gut geplantes „Enabling“ kann man sich einer nicht vorhandenen Akzeptanz und somit geringen Adaption durch die Mitarbeiter sicher sein. Im besten Falle kann man die „Tekkies“ im Unternehmen noch für die Vorzüge einer bspw. neu ausgerollten Collaboration Plattform begeistern. Den Rest hat man aber abgehängt.

Mitarbeiter früh abholen

Es gilt also schon früh die Mitarbeiter zu informieren und dafür zu sensibilisieren, dass sich womöglich die Art des Arbeitens, so wie Sie es kannten, verändern wird. Sehr oft bedarf es hier eines Wandels im „Mindset“ der Mitarbeiter. Weg von der Silodenke hin zu offeneren, Web 2.0 Ansätzen. Aber das steht auf einem anderen Blatt bzw. Blogbeitrag.
Sicher ist auch, dass man dabei immer beachten sollte, dass im Rahmen des „Change Managements“ - je nach Unternehmensgröße – auch Dritte, wie z.B. der Betriebsrat für den Aufbau und zum Einsatz mancher Funktionalitäten mit einbezogen werden müssen.

Zweiklassengesellschaft vermeiden

Sind die „Stakeholder“ abgeholt, so kann man sich auf die technologischen und menschlichen „Fähigkeiten“ zur Nutzung der neuen Tools und Funktionen konzentrieren. Hier wird einem schnell die Wichtigkeit eines Mindestmaßes an Know-How klar, wenn man sich das Nutzungsverhalten der Mitarbeiter anschaut. Technologien die, mangels Kenntnis, nur mühsam genutzt werden können, werden über kurz oder lang wieder abgelehnt und ein Teil der erwählten Nutzer kehrt zügig zu alten, „bewährten“ Mitteln zurück. Und schon hat man eine Zweiklassengesellschaft im Unternehmen. Diejenigen, die die neuen Möglichkeiten nutzen und die, die frustriert aufgegeben haben.

Den "Tipping Point" erreichen

Nun ist es beim Nutzen von Technologien ähnlich wie im Sport: erst ab einem gewissen Niveau macht es „Spaß“ und man möchte sich immer weiter entwickeln. Mir hat bspw. Ski fahren erst dann so richtig Spaß gemacht als ich einigermaßen fehlerfrei eine blaue Piste runter kam. Und von da an wollte ich immer mehr…

Planung ist Trumpf

Möchte man also zunächst die Befähigung der Mitarbeiter, die ausgerollten Technologien zu nutzen, sicherstellen, so sollte man sich ein passendes Schulungskonzept überlegen. Wie in so vielen Fällen gilt auch hier, dass es kein allgemeingültiges „Rezept“ gibt. Je nach Organisationsform und –verteilung bzw. –größe sind verschiedenste Ansätze denkbar. Zu den Grundlagen gehören hierbei sicherlich vernünftige Unterlagen (die idealerweise anwendungsfallbezogen sind und keinen Romanen gleichen). Wenn man sich aber schon zu einem „Enterprise 2.0“ entwickeln möchte, warum eine Dokumentation nicht gleich in einem Wiki abbilden, das auch von den Mitarbeitern stetig mit verbessert werden kann? Weitere Maßnahmen wären Webinare, Präsenzschulungen und ähnliches.

In kleinen Schritten zum Erfolg

Aber: Jeder kennt es – zumindest aus der Schulzeit – so ein Frontalunterricht ist ja ganz nett und vermittelt erst mal die wichtigsten Grundlagen, doch das erworbene Wissen ist in der Regel schnell verflogen. Deshalb ist es wichtig, dass man bei der Vermittlung des Wissens graduell vorgeht. Also bitte nicht versuchen ALLES auf einmal in die Gehirne der Mitarbeiter zu pressen. Lieber kleine Schritte machen und das Wissen durch Praxis verfestigen. Dann sitzt das Wissen bzw. der Umkehrschwung aber auch. Dies lässt sich technisch unterstützen, indem man bspw. einzelne Funktionalitäten nur schrittweise frei gibt…

Train the Trainer

Darüber hinaus bieten sich Konzepte an, die „Wissensmultiplikatoren“ beinhalten. Also gezielt Mitarbeiter darauf vorzubereiten, dass sie ihr Wissen in ihrem Bereich weiter geben und dies auch entsprechend „gewürdigt“ bzw. incentiviert wird.

 

Wie sieht es bei euch im Unternehmen aus? Wird „Enabling“ großgeschrieben oder kommt ihr euch eher „lost“ vor?

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Christian Retz

Managing Partner
Der Diplom-Betriebswirt und B.A. International Business Christian Retz legte seine akademischen Grundsteine an der Leeds Metropolitan University und der HNU. In verschiedenen Stationen bei Unternehmen wie Daimler, IBM und T-Systems eignete er sich seine Expertise in den Bereichen strategisches Dienstleitungs-Marketing, Collaboration und IT-gestütztes Innovationsmanagement an. Nach seiner Tätigkeit als eigenständiger Marketingberater verantwortet er seit 2009 bei der divia GmbH als Managing Partner den Geschäftsbereich Digital Business und ist Head of Marketing & IT. Seit 2012 ist er Keynote Speaker und Seminarleiter.