Die Gartner ITXpo tourt derzeit wieder um den Globus. Und das ist traditionell auch der Zeitpunkt, an dem sich Gartner darüber äußert, wie die Zukunft aussehen wird. Bevor Sie diesen Post nun lesen, empfehlen wir aber erst einmal eine Konferenz mit Arnold Schwarzenegger & Co. - Minority Report, I Robot, The 6th Day, Total Recall und natürlich nicht zuletzt Terminator 1-4 sollten Sie schon kennen, bevor Sie die Gartner Predictions Ihrer ganz persönlichen Bewertung unterziehen. Conan und Maggie können Sie übrigens überspringen.
Einmal mehr scheint es, als ob Gartner zu Beginn des Herbstes im Keller seines Hauptquartiers eine Schar erwerbsloser Science-Fiction-Drehbuchautoren in einer Art geheimem Big-Brother-Haus einschließt und deren kreative Geistesblitze als Predictions vereinnahmt ;).
Die Predictions dieses Jahres lassen sich grob in zwei Kategorien unterteilen: Die einen Vorhersagen sind Resultate des Universums der Dinge (Internet of Things), die anderen stehen unter der Überschrift "Maschinen als Manager".
Die Prognosen 2, 5, 6 und 8 fallen in die Internet-of-Things-Domäne. Lassen Sie uns bei 8 starten, weil hier ausnahmsweise Menschen noch eine "tragende" Rolle spielen: 2018 werden zwei Millionen berufstätige Menschen Wearables tragen, die ihren Gesundheitszustand überwachen. Vorstellbar wäre so was für Fernfahrer an oder jenseits der Müdigkeitsgrenze oder Arbeiter, die gefährliche Tätigkeiten wahrnehmen mit einer realistischen Chance auf ernsthafte Verletzungen oder Gesundheitsgefahren. Interessant wäre zu wissen, was deutsche Betriebsräte und Datenschützer dazu sagen …
Prognose 6 beleuchtet direkt den nächsten Schritt: Tracker kann man natürlich sparen, wenn Maschinen die Arbeit von Menschen machen können. Die brauchen auch keinen Betriebsrat, wenn man sie "trackt". Schon 2018 werden die am schnellsten wachsenden Unternehmen der Welt mehr Maschinen als menschliche Mitarbeiter haben. Die Marktforscher denken dabei an vollautomatische Hotels, Supermärkte oder Sicherheitsdienste. Amazon und Google haben schon einen Teil ihrer Kernprozesse an verschiedenste Maschinen übergeben. Die Drohnenlieferung ist nur die Spitze des Eisbergs.
Wohltuend für die Seele gestaltet sich der Abschluss des Internet-of-Things-Kapitels: Auch die vernetzten Dinge sind nicht unfehlbar. Auch sie werden ausfallen und dann? 2018 werden 6 Mrd. Dinge um Hilfe rufen. Die Analysten konstatieren lediglich, dass sich Organisationen auf eine Flut von Servicevorfällen einstellen sollen. Wie das funktionieren kann, lassen sie in der Kurzformulierung offen. Theoretisch scheinen aber zwei Szenarien denkbar: Big-Data-Plattformen (die es auch heute schon gibt), können dieses Dinge-Management übernehmen oder die Dinge werden redundant bzw. mit zusätzlicher Intelligenz ausgestattet, um sich selbst zu reparieren oder Aufgaben an andere Dinge zu delegieren.
Wenn schon Maschinen nicht unfehlbar sind, wie könnten Menschen das dann sein? Bevor wir uns dem zweiten großen Teil der Vorhersagen zuwenden, machen wir noch einen kleinen Ausflug in die Cloud, die weder so recht in die erste noch in die zweite Gruppe passen will: Prognose 10 postuliert, dass 95 Prozent der Sicherheitsvorfälle in Clouds durch deren Nutzer ausgelöst werden. Willkommen zurück in der Geisteshaltung "Das Problem sitzt immer vor dem Rechner".
In der zweiten Gruppe des Ausblicks sehen wir eine Welt, in der wir Menschen gemeinsam mit Robotern und intelligenten Diensten leben. Sie nehmen uns Arbeit ab bzw. übernehmen die Kontrolle über Teile unseres Lebens. Prognose 9 sieht voraus, dass 2020 intelligente Agenten (aka Digital-Butler) 40 Prozent der mobilen Interaktionen unabhängig vom Nutzer ausführen werden. In den Predictions für 2015 war davon die Rede, dass sie beispielsweise autonom einkaufen.
Prognose 3 ergänzt diese Sicht: 5 Prozent aller wirtschaftlichen Transaktionen werden 2020 von solchen Agenten ausgeführt – natürlich nicht nur im privaten Umfeld. Börsentransaktionen liegen heute schon zu einem bedeutenden Teil in den Händen solcher Agenten. Die Marktforscher sehen die "programmable economy" heraufdämmern.
Wenn solche Agenten Geld ausgeben können, dann sind sie offensichtlich auch zum Plaudern geeignet: 2018 werden digitale Assistenten Menschen wiedererkennen durch Stimme und Gesicht und sich personalisiert mit ihnen unterhalten (Prognose 7)– und zwar über alle möglichen Kanäle hinweg. Die lästigen Mensch-zu-Mensch-Gespräche können dann entfallen. Das bedeutet 24/7-"Service" in der Hotline 2.0.
Und zuletzt übernehmen Robo-Schreiberlinge die Erstellung von Content: 20 Prozent jeglichen Business-Contents, wie Geschäftsberichte, Marktberichte, Presseveröffentlichungen und White Paper werden automatisch von Maschinen erzeugt. Der Faden lässt sich ganz hervorragend weiterspinnen, denn die Maschinen können natürlich auch die Informationslage viel schneller und besser erfassen und in Marketingdokumenten verarbeiten. Investition in Content Marketing liest sich so auf einmal doch sehr anders. Auf Wiedersehen schreibende Zunft …
Gartner führt uns mit seinen Prognosen eine Welt vor Augen, die ganz hervorragend ohne Menschen auskommt. Eine Welt der körperlichen und geistigen Bequemlichkeit erwartet uns, aber auch eine Welt, die viele menschliche Tätigkeiten unnötig machen wird. Das kann man jetzt je nach Blickwinkel und eigenem Gusto bewerten. Vielleicht schauen Sie zum Abschluss noch Wall-E …