Dreimal drei Stunden wöchentliche Arbeitszeit – George Jetson lebt den ultimaten Traum der Arbeitnehmer bereits seit den 60er Jahren. Fortgeschrittene Technologie macht es möglich. Bevor Sie sich jetzt grämen, warum sie dann – dank Vertrauensarbeitszeit – immer noch 40 Stunden und mehr pro Woche arbeiten: George und seine Familie sind Kinder der Zeichentrickschmiede vom William Hanna und Joseph Barbera.
Jeder von uns kennt die Szenen, die sich in einer mobilen Gesellschaft abspielen: "Bitte schalten Sie jetzt endlich ihr Smartphone aus", insistiert die genervte Stewardess; in der Bahn breiten geschäftige Arbeitnehmer und Manager ihr Bürointerieur auf mehreren Plätzen aus oder hetzen hektisch redend mit Knopf im Ohr und Laptop in der Hand zum nächsten Zug; das Auto dient als rollende Telefonkonferenzzentrale – inklusive deftiger Flüche über die anderen Verkehrsteilnehmer.
Zwei Trends der modernen Arbeit sind im Jahr 2015 schon Realität – und werden voraussichtlich in den nächsten Jahren weiter an Bedeutung gewinnen: Diese beiden Trends sind paradoxerweise Gegensätze: das Arbeiten unterwegs und das Arbeiten am (heimischen) Arbeitsplatz. Gemeinsame Basis sind die Möglichkeiten der ICT und das Resultat: Arbeit flexibilisiert sich. Das ist vorteilhaft für den Arbeitnehmer. Laut IDC arbeiten in Deutschland 57 Prozent aller Arbeitnehmer zumindest teilweise mobil, auch wenn in 75 Prozent der Unternehmen immer noch Anwesenheitspflicht für alle Mitarbeiter gilt. Gleichwohl stellen Unternehmensentscheider fest, dass der klassische Büroarbeitsplatz an Bedeutung verlieren wird – zugunsten des Home Office. Die Reise Richtung Home Office geht also weiter.
Tatsache ist, dass immer noch ein großer Teil des Handels im realen Leben abgewickelt wird, obwohl der Anteil des Online-Handels bereits bedeutsame Ausmaße angenommen hat. Der deutsche Einzelhandel setzte 2014 knapp 460 Mrd € um, während der B2C-Onlinehandel auf etwa 65 Mrd. € kam. Tendenz steigend.
Genauso wie der stationäre Handel sich der Online-Alternativen erwehren muss, steigt auch der Druck auf Beschäftigte in der Produktion. Das Schlagwort der Industrie 4.0 oder aber der Smart Factory schwebt hier im Raum und verspricht höhere Qualität und Flexibilität in der Produktion bei – natürlich – geringeren Kosten. Und da wä
ren wir wieder bei George Jetson. Intelligente, hochautomatisierte Fabriken – das bedeutet weniger menschliche Arbeitskräfte. Carl Benedikt Frey und Michael Osborne von der britischen Oxford University stellen fest, dass im US-amerikanischen Arbeitsmarkt 47 Prozent aller Beschäftigten in der Gefahr schweben, von Computeralgorithmen ersetzt zu werden. Innerhalb der nächsten ein bis zwei Dekaden.
Das McKinsey Global Institute geht sogar noch einen Schritt weiter und berichtet, dass weltweit bis zu 140 Millionen Stellen auch von "Knowledge Workern" auf dem Prüfstand stehen. Damit ist auch das White-Collar-Umfeld nicht sicher vor der Digitalisierung. Das nennt man wohl Disruption der Arbeitswelt. Wer wird die überleben?
Digitalisierung durchdringt alle Lebens- und Arbeitsbereiche – auch jene, von denen wir bislang annahmen, dass sie unveränderbar wären. Und die Digitalisierung wird die Arbeit, wie wir sie heute kennen, innerhalb der nächsten Jahre umkrempeln. Für Arbeitnehmer bedeutet das, dass sie im Wettbewerb mit immer intelligenteren Maschinen stehen. Menschen müssen Werte für Unternehmen schaffen, die nicht besser oder günstiger durch Webservices oder Maschinen abbildbar sind. Gleichzeitig dürfen sie auch nicht der Versuchung erliegen, in der Prokrastination zu versinken, weil Kollege Internet bzw. Google ("copy and paste") die Arbeit macht.
Angesichts des Digitalisierungstrends sollten Arbeitnehmer verstärkt Bewusstsein für den eigenen Wertbeitrag entwickeln. Und sie sind mehr denn je gefordert, ihre Arbeit selbst zu organisieren – auf Basis unternehmensrelevanter Ziele. Digitalisierung macht Arbeit damit sowohl einfacher als auch anspruchsvoller. Offene Augen für die Entwicklungen sind wichtiger denn je. Für jeden. Die nächsten Jahre werden zeigen, welche Momente überwiegen.