Am FC Bayern München führt in Deutschlands Männerfußball kaum ein Weg vorbei. Und das nicht nur in sportlicher Hinsicht. Auch andernorts existieren starke Fanstämme und ausverkaufte Stadien, dennoch hat sich München auch in den sozialen Medien als Branchenführer etabliert, gar mit myfcb.de ein eigenes soziales Netzwerk gestartet.
Die Kräfteverhältnisse zwischen den Bayern und den Wölfen in Social-Media-Zahlen: Auf einen Wolfsburger Facebook-Fan kommen 65 Münchner (30 Mio. vs. 0,47 Mio.). Die Kräfteverhältnisse auf Twitter sind identisch: 2,2 Mio. Bayern-Follower stehen hier 116.000 Wolfsburgern gegenüber. Auf Instagram ist das Verhältnis noch stärker zugunsten der Süddeutschen verschoben: 2,9 Millionen zu 87.000 lautet hier das Ergebnis.
Vielleicht sieht das bei den Spielern ja anders aus? Immerhin zeigt sich am Abgang von Bastian Schweinsteiger ja, dass ein Spieler seinen Fanstamm beim Abgang direkt zum neuen Verein "mitnimmt". Manchesters Team bekommt durch die Vertragsunterschrift quasi 7,6 Millionen neue Fans ;) – genauso wie Wolfsburg von Andre Schürrles Fans profitiert hat.
Die für Wolfsburg betrübliche Nachricht: Der Abgang seiner Nummer 31 wirft Bayern kaum zurück. Bastian Schweinsteiger hat es bei den Bayern auf Facebook nicht einmal in die Top 3 geschafft. Wir wollen jetzt nicht suggiereren, dass er deswegen gewechselt hat ;)) Mario Götze, kurz vor der magischen 10-Millionen-Marke, Thomas Müller (8,6 Mio.) und Manuel Neuer (8,3 Mio.) sind die bayrischen Social-Media-Leader. Andre Schürrle, in Wolfsburg mit seinen 4,7 Mio. Fans uneingeschränkter Facebook-König, käme bei den Bayern nach Philipp Lahm gerade mal auf Platz 6. Shooting Star Kevin de Bruyne folgt auf Platz 2 mit knapp 1,6 Mio. Fans, Max Kruse … 127.000 Fans (knapp vor Sven Ulreich und deutlich hinter Tom Starke, bayrischen Bankkräften).
Andre Schürrle führt auch die Twitter- und Instagram-Ranglisten (1,6 bzw. 1,7 Mio. Follower) in Wolfsburg an, während bei den Bayern Xabi Alonso mit 9,3 Mio. Followern der Twitter-Conquistador ist.
Alle Daten gibt es auf unserer Supercup-Infografik:
Am Beispiel von Andre Schürrle wird anschaulich, wie stark ein Verein von der Verpflichtung eines prominenten Spielers profitieren kann. Er verschafft dem Verein einen deutlichen Reichweitengewinn, der organisch in dieser Geschwindigkeit kaum zu schaffen ist. Vielleicht erweist sich ja die Kenngröße des Social-Media-Footprint in Zukunft als Pfund in Vertragsverhandlungen (könnte möglicherweise als der Schürrle-Effekt in die Sportgeschichtsbücher eingehen ;)).
Die Münchner dienen damit als Best-Practice-Beispiel und zeigen sehr anschaulich auf, wie gerade im Sport soziale Netzwerke und soziale Interaktion über digitale Medien zu einem ganzheitlichen Außenauftritt beitragen. Soziale Netzwerke transferieren die Emotionalität der realen in die digitale Welt; kaum ein anderes Medium kann zudem die Geschwindigkeit und die Entwicklungen während eines Spiels so schnell mitgehen. Gleichzeitig gelingt es dem Branchenführer geschickt, nicht nur die Beziehung zu den Fans zu pflegen, sondern über die sozialen Auftritte auch Impulse aufzunehmen und ein gezieltes (und damit erfolgreiches) Merchandising der Fanprodukte anzustoßen.
Social Media werden in diesem Fall auch zu einem direkten und natürlichen Absatzkanal, der sich harmonisch in das Gesamtbild des Außenauftritts einfügt. Das kann beileibe nicht jede Branche von sich behaupten.
Von der Erfahrung der Fußball-Marktführer können aber auch klassische Branchen (B2C und B2B) profitieren: der Aufbau von Communities für Feedback und Anfragen, die Pflege und Intensivierung der Kunden- bzw. Interessentenbeziehungen, die Profilierung und Emotionalisierung der Marke sowie die Verkaufsförderung – all das lässt sich auch im "echten" Business realisieren. Wobei durchaus diskutiert werden kann, was denn am FC Bayern "unechtes" Business sei - bei einem Umsatz von 487 Mio. € in der letzten Saison.
Potenziale für den gezielten Einsatz ihrer Homepage als Kanal für Marketing- und Sales-Aktivitäten existieren in nahezu jedem Unternehmen. Die Einbindung in den Marketing-Mix wird – jenseits des verbleichenden Hypes – zu einer essenziellen Disziplin aller Marketing-Verantwortlichen.
Was sind wir froh, dass trotz aller theoretischer Überlegenheit der Sieg der bayrischen Giganten nicht vorprogrammiert ist. Auch technisch aufgemotzt bleibt der Ball rund. In diesem Sinne also freuen wir uns auf den Supercup und geben uns der Illusion hin, dass das Daumendrücken hilft.