Soziale Netzwerke. Da gibt es zum einen die ganz großen Fans. Und auf der anderen Seite stehen die Verständnislosen und die Mahner. Diejenigen, die nach dem Wert für den Nutzer fragen. Dass die Anbieter der Plattformen ab einem bestimmten Zeitpunkt (nämlich ab einer bestimmten Größe) von ihrer Plattform profitieren, hat sich bereits rumgesprochen.
Aber die Antwort auf die Frage nach dem nach dem "Warum Facebook?" gestaltet sich bisweilen schwammig – nicht nur für Unternehmen. Zu wenig harte "Währung" kommt gerade kleinen und mittelständischen Unternehmen rüber – als Gegenwert für die eigenen Investitionen und Aufwände.
Bleiben also Facebook & Co. die einzigen Profiteure von Social Media? Bleibt Social Media auf dem Niveau des Zeitvertreibs, der Spielerei? Wo entstehen die Anwendungen, die auch Skeptiker überzeugen? Vielleicht liegen die wahren Werte der sozialen Plattforme nicht in der Möglichkeit, sich schnell miteinander auszutauschen, Termine zu vereinbaren, Kontake zu halten, Werbung auszusenden, sondern darin, Daten auszuwerten. Und zielführend für das Geschäft einzusetzen. Auch das wäre ein Aspekt der Digitalisierung.
Einige Beispiel für die Ergänzung etablierter Analysen gibt es schon: Twitterdaten, um Epidemien frühzeitig zu erkennen oder um Persönlichkeitsprofile zu erstellen, die in HR-Kreisen heiß diskutierte Durchleuchtung von Bewerbern oder Transparenz in Katastrophenfall.
Nun tritt – in Form von Kreditech – die Schufa plus auf den Plan. Wo sich die Schufa bislang über Handyverträge, unbezahlte Rechnungen und Kreditausfälle ein Bild vom angehenden Kreditnehmer machte, greift Kreditech nun auf alles zurück, was das Netz hergibt. Natürlich auch auf die sozialen Profile. Wer die falschen Freunde hat, wird da mitunter abschlägig beschieden, wenn er einen Kreditantrag stellt.
In der neuen Welt der Digitalisierung entscheidet der Computer auf Basis umfangreicher personenbezogener Analysen über die Kreditwürdigkeit. Und nicht mehr der Bankberater. Der digitale Fußabdruck wird damit zu einem entscheidenden Einflussfaktor über die Bewertung der Person. Oder anders gesagt: Saubere Profile und gute Kontakte lohnen sich mit einem Mal in Euro und Cent. Zumindest, wenn ein Kreditantrag ins Haus steht. Damit wird Social Media doch mit einem Mal so bedeutsam, dass auch digitale Verweigerer einen Sinn erkennen können.
Apropos digitale Verweigerer. Wie gehen digitale Kreditanbieter mit dieser Gruppe um? Oder allgemein mit den wenig Netz-Affinen? Sie werden in der alten Welt bleiben und weiterhin den Weg zur Bank gehen, wo ihnen ein Mensch aus Fleisch und Blut gegenüber sitzt. Mit einer Schufa-Auskunft. Vielleicht aber auch mit der Aussage: "Ohne Facebook-Profil, kein Kredit".