Das divia Blog

Musikmarkt im digitalen Umbruch

Geschrieben von Dr. Martin Reti | 16. Februar 2015

Die CD ist tot! Hört man zumindest immer wieder. Stimmt aber nicht - zumindest in Deutschland. Da behaupten die physischen Datenträger ihren Marktanteil beharrlich. Vinyl (!) und CDs stehen immer noch für ziemlich genau drei Viertel des Marktes, während digitale Formate auf ein Viertel kommen.

Der Musikmarkt - die Zahlen

Aktuelle valide Zahlen für den deutschen Markt stammen von 2013: Insgesamt wurden damals 1,45 Mrd. € umgesetzt, 77 Prozent für physische Musikträger und 23 Prozent für digitale (wobei sich natürlich trefflich darüber streiten lässt, ob CDs trotz ihrer Anfassbarkeit nicht auch digitale Musik sind ;)). Wirft man einen näheren Blick auf das nicht-physikalische, digitale Teiluniversum zeigt sich, dass Streaming 5 Prozent zum Gesamtmarkt beiträgt. Klingt nach wenig. Die Wachstumszahlen aber sprechen einen andere Sprache: Während der Umsatz bei Schallplatte & Co. um 1,5 Prozent zurückging, stieg er bei "Datenmusik" um 11 Prozent, beim Streaming um 91 Prozent.

Weiter geht's in die Digitalität

2014 soll der Markt insgesamt knapp gewachsen sein auf 1,48 Mrd. € - wieder ließen die "physischen" Umsätze um ein Prozent nach, währen die "digitalen" stiegen (- 1 Prozent vs. +12 Prozent). Digital wird damit zum Wachstumstreiber des Marktes, so dass die Realität die vorsichtigen Prognosen von PWC toppt.

Streaming gräbt Downloads ab

Deutschland ist mit seinem Hang zum physischen Musikträger eine Ausnahmeerscheinung im internationalen Umfeld. Ein Blick über die Grenze nach Westen und schon heißt es: "Non, je ne regrette rien". Unsere französischen Nachbarn bliesen 2014 zum Großangriff auf die Musikwelt, wie wir sie kennen. Nicht nur die physischen Verkäufe gaben um 11,5 Prozent nach, sogar die nächste Evolutionsstufe des Musikgenusss, der Download, gab um beachtliche 14 Prozent nach. Die mobilen Musikverkäufe an Handys brachen um 22 Prozent ein. Ein Nation wie Frankreich ohne Musikgenuss? Kaum vorstellbar. Das bezahlte Streamen von Musik legte um 38 Prozent zu (Zahlen des Syndicat National de l’Edition Phonographique (SNEP)).

Digitaler Wandel in der Musik

Beweise sind das freilich nicht, aber interessante Indikatoren für den digitalen Wandel ganzer Branchen. Zudem lässt sich guten Gewissens behaupten, dass der "Nutzen statt besitzen" für die Musik kein Hirngespinst ist. Allzumal niemand so ganz genau weiß, wie viel Musik nicht gekauft, sondern "umsonst" (und dabei vor allem digital) konsumiert wird, beispielsweise über Youtube - auch wenn dort des Öfteren eingeblendet wird, dass "dieses Video in Deinem Land nicht verfügbar ist".

Musik selbst hingegen wird immer ein Bestandteil der Kultur bleiben, nur halt in welcher Form?