Es wurde viel darüber geredet, sogar im Bundestag, sie wurden verschoben aber nun sind sie da: die neuen Facebook-Nutzungsbedingungen. Wie fast jedes Mal besteht die öffentliche Diskussion zum Großteil aus Panikmache. Und immer wieder der Satz "es gibt keine Möglichkeit zu widersprechen". Richtig, das ist so, dass, wenn man einen Dienst kostenlos (!) nutzen will, man dessen allgemeinen Geschäftsbedingungen oder Nutzungsbedingungen zustimmen muss.
Das sagt ja auch schon der Name: Bedingung. Wieso ausgerechnet bei Facebook so ein Wind darum gemacht wird, wissen wir nicht, denn Google oder Amazon sind in Sachen Nutzerdaten schon weiter als Facebook. Was wir wissen, ist, dass der Wind reichlich übertrieben ist - Ihr müsst Euren Facebook-Account (wieder mal ;)) nicht löschen!
Bilder/Texte wie dieses sieht man immer wieder, sie sind aber absolut nutzlos und haben keinerlei Auswirkungen. NICHT TEILEN!
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Ungewolltes Werbetracking
Das größte Problem, das viele mit den neuen AGB/Nutzungsbedingungen haben, ist, dass Facebook auch Daten von Webseiten oder Apps zur Werbeanzeigenanpassung benutzt, die nicht im "Netzwerk" sind. Das bedeutet: Seiten ohne Like-Button oder ähnliches, Seiten, die die Facebook-Cookies nicht lesen können. Auf allen Seiten mit einem Like-Button oder anderem Facebook-Code wurde man auch bisher schon getrackt und das hat man an der Werbung in Facebook gesehen. Facebook bekommt aber nun die Nutzungsdaten Dritter, also der Nicht-Netzwerk-Seiten, um sie mit den eigenen zu verbinden und so die Werbung noch genauer auf die jeweilige Person anzupassen.
Facebook nutzt auch Standortdaten
Auch dass Facebook die Positionsdaten der Smartphones nutzt, sollte nichts Neues sein. Mit den neuen Nutzungsbedingungen sagt Facebook nur, dass es diese künftig auch zur Anpassung der gezeigten Werbung verwendet. Auch hier ist Facebook nicht der erste Dienst, der das tut, neben dem Vorbild Google hat auch O2 mit "O2 More Local" ein Programm gelauncht, das einem Werbung per SMS schickt, je nachdem, wo man sich aufhält. Apps wie Gettings oder Shopkick machen sogar ganz offen Werbung damit. Das kann man gut finden oder auch nicht, man kann aber jederzeit die Standortbestimmung seines Mobilgerätes abschalten.
Nutzungsbedingungen widersprechen geht nicht!
Was allerdings geht, ist der Sammlung und Verarbeitung der oben genannten Daten zu widersprechen. Das sagt Facebook auch selbst, nur hat es bisher kaum jemand gesehen (oder wollte es niemand sehen?). Auf https://www.facebook.com/settings?tab=ads&view gibt es ausführliche Informationen zu "Werbeanzeigen, die auf deiner Nutzung von Webseiten oder Apps außerhalb von Facebook basieren". Was das ist, was damit geschieht, und auch was man tun kann, wenn man nicht will, dass man solche Werbeanzeigen erhält.
Nicht bei Facebook beschweren!
Da die Daten von Dritten stammen, nicht von Facebook selbst, muss man auch außerhalb von Facebook nach der Lösung des Problems suchen. Auf http://www.youronlinechoices.com/de/praferenzmanagement/ bekommt man Einsicht über alle Cookies, die man auf dem Rechner hat und kann sie einzeln oder mit einem Klick auch alle abschalten. Außerdem gibt es hier viele Informationen rund um das Thema Webseiten-Nutzungsdaten und was das Deaktivieren der "nutzungsbasierten Online-Werbung" bedeutet.
P.S.: Unabhängig von allem Werbetracking empfiehlt es sich, regelmäßig in die Privatsphäreeinstellungen zu schauen und diese anzupassen, bei neuen Features gilt in der Regel nicht opt-in sondern opt-out. Ob man nun "abschaltet" und wieder komplett unpassende und unpersönliche Werbung erhält, oder seine Nutzungsdaten freigibt und damit auch die Werbung, die man erhält, passender wird (wenn es denn so ist ;)), bleibt jedem selbst überlassen. Wie steht Ihr dazu? Und denkt Ihr, dass der aktuelle Rummel um die Nutzungsbedingungen gerechtfertigt ist oder doch teilweise übertrieben?