Manchmal stößt man auf Studien, da kann man nur den Kopf schütteln. In einer repräsentativen (!) telefonischen Interviewreihe mit knapp über 1.000 Teilnehmern wollte TNS Infratest Ende letzten Jahres wissen, wie gut sich Menschen mit der Technik auskennen. Dazu stellten die Marktforscher ihren Interviewpartnern fünf Begriffe vor: M-Payment, Cloud Computing, Bluetooth Low Energy, Near Field Communication und Bitcoin. Allesamt Schlagworte, die verschiedene Aspekte der digitalen Revolution verkörpern. Kennen Sie sie? Glückwunsch. Die meisten Befragten eher nicht.
Nutzer haben keine Ahnung von der Technik
Allein M-Payment (also das mobile Bezahlen) ist weitgehend bekannt. 83 Prozent der Befragten sagte der Begriff etwas – auch wenn nur drei Prozent die Möglichkeit tatsächlich nutzen. Schon beim Cloud Computing fällt der Bekanntheitsgrad drastisch. Gerade mal 58 Prozent können mit der Rechenwolke etwas anfangen. 19 Prozent behaupten, es zu nutzen (auch wenn dieser Wert von der Wahrheit wohl dramatisch abweicht). Die Kenntnis der anderen drei abgefragten Worte liegt zwischen 34 und 14 Prozent. Bei Smartphone-Nutzern liegt die Kenntnis höher, aber wäre das eine Klassenarbeit … immer noch irgendwo zwischen ausreichend und mangelhaft.
Die Schlussfolgerung der Studienautoren: "Auch bei Smartphone-Besitzern ist insgesamt … ein hohes Maß an Unkenntnis festzustellen". Auf gut Deutsch: Ihr verwendet zwar Handys und Smartphones – doch Ihr habt keine Ahnung von Technik.
Das Zeitalter des Nutzers
Das kann man nun so feststellen und auch stehenlassen. Aber manchmal lohnt tatsächlich auch ein zweiter Blick. Sind wir überrascht? Nein. Unsere Interpretation lautet: Willkommen im Zeitalter des Nutzers (age of the user). Wer ein Smartphone oder auch ein Handy hat, der interessiert sich in der Regel nicht für die Technik, die in dem Gehäuse verbaut wird (abgesehen von einer technik-affinen Minderheit), sondern der interessiert sich für Funktionalität. Das Ding soll tun.
Nur die Wenigsten, die eine Software nutzen, entwickeln diese in ihrem Keller weiter, genauso wenig wie nur ein paar Experten ihr Auto in der Garage tunen. Wir beschränken uns darauf, Duftbäumchen reinzuhängen, Kindersitze einzuschnallen und CDs einzulegen. Wir wissen nicht, wie ein ESP funktioniert, ein Airbag, ein MEMS oder ein ABS. Und trotzdem fahren wir Auto. Sind wir deswegen Idioten? Oder verkehrsunfähig?
Nutzerfreundlichkeit schlägt Technik-Know-How
In den letzten Jahren haben Anbieter von Software und Hardware erhebliche Anstrengungen unternommen, ihre Produkte und Dienste "usable" – einfach und intuitiv bedienbar – zu gestalten. Niemand muss mehr ein Technikguru sein, um ein Smartphone bedienen zu können. Die Berührungsängste mit Hightech sind verschwunden. Und das war ein nicht unerheblicher Aspekt auf dem Weg der digitalen Revolution unserer Gesellschaft.
Lassen wir Nutzer Nutzer sein
Muss ich also als Nutzer eines Smartphones oder eines Handy wissen, was Near Field Communication ist? Oder wissen, dass ich Cloud-Computing-Nutzer bin – auch wenn ich keine App auf meinem Display habe, die "Cloud Computing" heißt? Bin ich kompetenter in der Bedienung, wenn ich über die Dienste im Hintergrund Bescheid weiß? Ist die Kenntnis solcher Fachbegriffe ein echter Gradmesser für unsere Technologie-Reife? Das kann man wahrscheinlich auch mit einem dicken Nein beantworten. Die Technik darf Blackbox bleiben. Lasst die Nutzer Nutzer sein. Und lasst uns Cloud Computing nutzen, auch wenn wir nicht wissen, wie es funktioniert. Und lasst uns nicht in Panik ausbrechen, wenn wir nicht alles wissen. Und lasst uns nicht alle Zahlen glauben. Schöne Vorsätze für 2015.
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Dr. Martin Reti
Martin ist als Senior Consultant zuständig für eine breite Palette von divia-Themen, seien es klassische Marketinginstrumenteoder digitale Medien. In seiner Rolle berät er Unternehmen bei der Einführung von Social Media, bereitet im Content MarketingInhalte werthaltig auf und dient als Sparringspartner und Promotor von neuen Marketing-Ideen.
Martin hat langjährige Erfahrung im strategischen Marketing. Einerseits konzipiert er Marketingkampagnen, andererseits fühlt er sich auch als Umsetzer sehr wohl. Neben Auftragsarbeiten hat er auch eine große Zahl von Fachveröffentlichungen über Themen der digitalen Welt publiziert. Er ist ein gewinnender Referent zu Themen wie digitaler Transformation, Social Mediaund Cloud Computing. In seiner Rolle als “Übersetzer” und “Erklärer” vermittelt er komplexe (technische) Inhalte einfach und verständlich. Dabei kommt ihm sein analytischer Blick als Naturwissenschaftler zugute.
Als digitaler Immigrant versöhnt er die Welt des klassischen Marketing und das digitale Universum. Er hat langjährige Erfahrung in der ICT-Branche und kennt die aktuellen Themen, die Unternehmen – heute, häufig aber erst morgen – umtreiben: Big Data,Cloud Computing, Mobile, Collaboration & Co. In der Vergangenheit hat er aber auch Querschnittsthemen wie Prozesse und Personal unterstützt und sogar zwei Jahre als Social Media Manager in der Personalwirtschaft gearbeitet.
Martin ist im Netz bei Facebook,Twitter, Linkedin, Xing, Google+ und vielen weiteren Plattformen und Netzwerken zu finden. Ebenso schreibt er in unserem divia-Blog über seine Schwerpunktthemen. Beim Bitkom engagiert er sich im Arbeitskreis Cloud Computing & Outsourcing.
In der Freizeit engagiert sich Martin als Familienvater dreier Kinder und als Kirchengemeinderat u.a. in der Kinder- und Jugendarbeit der evangelischen Kirche. Martin ist immer bereit für ein gepflegtes Karten-, Würfel- oder Brettspiel. Als weiteres Hobby veröffentlicht er Rätsel auf seinem Blog. Aber auch im Freien ist der passionierte Freizeitläufer anzutreffen.
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