"Trends sind Leitlinien in die Zukunft, denn Beständigkeit herrscht nur im Wandel." Wie wichtig die Kenntnis von aktuellen Trends für das zukünftige Business ist, zeigen zahlreiche Beispiele der digitalen Transformation. Wir werfen einen Blick auf drei weniger bekannte Entwicklungen.
“Disrupt, Collapse & Transform” war das Motto der Veranstaltung GIL 2014: Germany. GIL, das steht für eine globale Community für Wachstum (Growth), Innovation und Leadership. Der Veranstalter Frost & Sullivan hatte hierzu viele kluge Köpfe - vorrangig Business Developer und Marketeers - quer durch Europa und aus allen Branchen eingeladen. Es sollten die Implikationen des digitalen Wandels auf unsere gemeinsame Zukunft diskutiert werden.
Growth, Innovation & Leadership war eine, in vielen Teilen, interessante und anregende Veranstaltung. Wenngleich nicht alles, was auf dieser Veranstaltung präsentiert und diskutiert wurde, prickelnd und neu war, so waren doch einige der Trends, Entwicklungen und Buzz-Words tatsächlich auch für mich neu oder zumindest von besonderem Interesse. Eine kleine, zugegebenermaßen sehr beliebige Auswahl, möchte ich hier (ganz) kurz vorstellen:
Bei Dark Data handelt es sich nicht etwa um die Verkehrsdaten des Todessterns aus George Lucas Star Wars und auch nicht um die Zahl der Gefallenen in Underworld. Nein, Dark Data steht für einen der TOP 50 Technologie Trends und wurde von Margaret Rouse - mit Bezug auf die Consulting- und Marktforschungs-Firma Gartner - zugegeben etwas sperrig, wie folgt beschreiben: „Informations-Betriebsmittel, die Firmen bei Ausführung des Tagesgeschäfts sammeln, verarbeiten und speichern, aber nicht wirklich für andere Zwecke benutzen.“ In der Regel handelt es sich um nicht analysierte Informationen. Man könnte bei “Dark Data” also auch einfach von unstrukturierten Daten sprechen, wenngleich das etwas zu kurz gesprungen scheint. Jedenfalls werden diese Daten (Server-Log-Dateien, Anrufer-Aufzeichnungen, mobile Geolokations-Daten etc.) von nicht wenigen als große wirtschaftliche Chance für Firmen zur Erweiterung bestehender Umsatzpotenziale gesehen. Sprich, lasst uns die Kunden noch gläserner und uns damit “allwissend” machen. Ein Trend also, der vor allem in Deutschland sich nicht so leicht durchsetzen wird.
Nicht ganz so dunkel, sondern eher etwas gräulich, sind dagegen die Daten, die im Bereich des Onlinevertriebs gewonnen werden. Selbiger findet nach der starken Diffusion in B2C nun auch immer mehr im B2B Einzug. So verdoppeln sich laut den Analysten von Frost&Sullivan die B2B-Online-Sales-Umsätze von heute 3,3 Billionen US-Dollar auf 6,7 Billionen 2020. Ein Indikator für die zunehmende “Dekomposition” der Vertriebskanäle (Unbundling of Channels). Nicht wenige Geschäftsmodelle werden in Zukunft darauf basieren, dass bestimmte Produkte über unterschiedlichste, andere oder neue Kanäle und Medien verkauft oder eben auch nicht mehr verkauft werden. E-Procurement wird sozusagen erwachsen. Aber dies wurde ja eigentlich bereits mit den Stories rund um die digitale Dispution in den letzten Monaten und Jahren häufig genug von ICT-Anbietern rund um den Globus erzählt.
SHEconomy dagegen führt hierzulande offensichtlich noch ein Schattendasein, wenngleich der Begriff schon ein paar Jahre auf dem Buckel hat (siehe TIME Artikel aus 2010). Im Rahmen der Veranstaltung wurde er im Kontext für die Entdeckung der Frau als neue, eigene Zielgruppe erwähnt. Ehrlich gesagt kannte ich ihn nicht und konnte mir ein Schmunzeln ob dieser Neuigkeit zunächst genauso wenig verkneifen, wie das erstaunte Augenbrauenhochziehen, als ich später beim “googeln” feststellte habe, welche substanziell wertvolle Geschichte sich dahinter versteckt. So wird Frau nicht nur zur neuen Zielgruppe der Produkt- und Markenkommunikation, sondern vor allem auch ein neuer Wirtschaftsfaktor per se. Ja richtig, ein neuer Wirtschaftsfaktor. In den kommenden Jahren werden sage und schreibe ca. 1 Milliarde Frauen auf der ganzen Welt zum ersten Mal ins bezahlte Arbeitsleben eintreten und somit massiv zum Wachstum der Weltwirtschaft beitragen. Die Gründe hierfür sind vielfältig, einige lassen sich in dem besseren Zugang zu Bildung, der (vereinfachten) Nutzung mobiler Technologien und der häufigeren Vergabe von Mikrokrediten (nicht nur in den Entwicklungsländern) finden.
Die Liste der zukunftsrelevanten Trends lässt sich fast beliebig ausdehnen. Und irgendwie werden sie alle unsere Zukunft beeinflussen. Mal mehr, mal weniger. Mal absehbar, mal überraschend. Daher sollte man sie und ihre Implikationen alle im Blick behalten und wissen, wie sie sich aufs eigene Geschäft auswirken könnten.