Sie sind jung (14 bis 29 Jahre), leben in der Stadt, haben eine hohe Bildung, sind berufstätig und sind männlich? Herzlichen Glückwunsch – dann gehören Sie zur deutschen Creme de la creme der Internetnutzer. Bei uns anderen sieht es düster aus – wenn man dem D21-Digital-Index trauen darf. Wobei auch die Gegenfrage erlaubt sein muss: Wie, bitteschön, soll denn die digitale Gesellschaft aussehen? 100 % Internetnutzung? Everybody always online?
Tatsache ist, dass vier von fünf Menschen (76,8 Prozent) in Deutschland das Internet mehr oder weniger regelmäßig nutzen. Die wearesocial-Zahlen vom Anfang des Jahres sahen Deutschland bei 84%. Das Bild rundet sich also bei ca. 80 Prozent ab. Das allein zeigt schon, dass sich das Internet als gesellschaftliche Komponente etabliert hat. Das Internet dient als Infoquelle (96% der Nutzer), als Shoppingkanal (68%) oder als Videokanal (66%). Social Media tauchen zwar in der Nutzungsvielfalt auf, werden aber im Digital-Index nicht explizit behandelt, obwohl sie sicher ein wichtiger Bestandteil der digitalen Transformation sind. 89 Prozent der Onlineshopper kaufen übrigens mindestens einmal im Monat im Web ein. Dass die digitale Transformation ins Stocken gerät, ist angesichts dieser Fakten kaum zu erwarten.
Apropos Berufsleben: Wer in Lohn und Brot steht, kommt um das Internet nicht herum. Das Internet hat sich als Komponente der beruflichen Prozesse etabliert. Das wirkt sich auch auf die die Kompetenz im Umgang mit dem Medium aus. Berufstätige liegen deutlich über dem Schnitt. Und wenn sie nach digitalen Hürden befragt werden, dann rangiert an erster Stelle, dass sie nur einen beschränkten Internetzugang haben (36%, Erhöhung um 11 Prozentpunkte gegenüber 2013), am unteren Ende der Skala stehen lediglich 12 Prozent (Verringerung um 5 Prozentpunkte gegenüber 2013), die überhaupt keinen Internetzugang haben.
Lediglich 29 Prozent der Mitarbeiter sehen zu geringes Wissen als eine Hürde für den Umgang. Der weitaus größte Teil macht sich im Selbststudium fit (79%), bei Freunden (71%), Kollegen (62%) und Familie (55%). Auf Angebote des Arbeitgebers greifen nur 38 Prozent zurück. Ob das an den Unternehmen oder an den Mitarbeitern liegt, lässt sich nicht ergründen.
Trotz der Sponsoren aus IT und Telekommunikation kommt die Studie eher mit einem negativen Gesamtblick daher. Angesichts des Erreichten ist das aber nicht ganz verständlich. Deutschland ist bereits einen weiten Weg gegangen in Richtung digitale Gesellschaft. Das Internet ist ein integraler Bestandteil des Lebens und wird sich in den nächsten Jahren kontinuierlich noch mehr Raum erobern. Aber nach oben ist halt nicht mehr so furchtbar viel Luft.
Für die Daten wurden zwischen Februar und April 2014 über 30.000 Personen zur Internet- und Breitbandnutzung befragt. Ergänzt wurden die Ergebnisse durch eine Vertiefungsbefragung von knapp 3.000 Deutschen im Juni und Juli 2014. Aus dieser entstand der »D21-Digital -Index« und die Typologie »Digitale Gesellschaft«.
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