Neben der Tageszeitung wurde auch der Tod des Ladengeschäfts vor wenigen Jahren vorhergesagt. Für die Tageszeitung lässt sich dieser Trend auch angesichts der Zahlen belegen, im Falle des Einzelhandels kann aber klar entwarnt werden: Der Shop wird auch in Zukunft einen festen Platz in der "Customer Journey" haben. Das zumindest sagt die kürzlich erschienene Digital-Shopper-Relevancy-Studie von Capgemini.
Im Mai und Juni 2014 beantworteten je 1000 Konsumenten aus 18 Ländern eine Online-Umfrage. Die Ergebnisse zeigen deutliche Unterschiede beim Einsatz digitaler Medien und Funktionalitäten im Einkaufsvorgang. Besonders technologie-affin erwiesen sich Verbraucher in den BRIC-Staaten (Brasilien, Russland, Indien, China) und in Mexiko. In diesen Märkten mit starkem Wachstum erwarten Konsumenten größtenteils den Einsatz von Apps, QR-Codes, Onlineshops etc.
Shoppen macht glücklich - und immer stärker trägt auch das Internet zum Glück bei. |
Der Einsatz der digitalen Möglichkeiten variiert: nicht nur bezüglich der Instrumente und des Umfangs, sondern auch hinsichtlich des Zeitpunktes im Rahmen der "Einkaufsreise".
Insgesamt erachten 72 Prozent der weltweit Befragten physische Läden für wichtig. Gleichzeitig aber sehen 75 Prozent das Internet als Entscheidungsvorbereiter. 29 Prozent haben gar keine Probleme damit, ihre Daten dem Retailer zu überlassen. Beim Einkaufsvorgang selber hängen die Läden die digitalen Kanäle - und hier besonders die sozialen Medien - deutlich ab, nur das Telefon ist als Verkaufskanal noch unwichtiger: 40 Prozent bezeichnen Läden als extrem wichtig für Kauf und Bezahlung, soziale Medien kommen auf eine Zustimmung von 16 Prozent. Soviel zum Thema F-Commerce. Der traditionelle Web-Auftritt des Unternehmens folgt dem Laden aber auf dem Fuße (36 Prozent).
Allerdings sehen 48 Prozent der Befragten den Laden in Zukunft nur noch als "Ausstellungsraum". D.h. die Bedeutung des Ladens für den tatsächlichen Einkaufsvorgang ist im Wandel.
Aus den Antworten destillierten die Autoren insgesamt sieben unterschiedliche Verbraucherprofile. Für die entwickelten Märkte ermittelten die Studienautoren vier Käuferprofile: 19 Prozent "True digital shoppers" und 41 Prozent "socially engaged digital shoppers" nutzen für weite Teile der Einkaufsreise digitale Kanäle, sowohl bei der Vorbereitung als auch beim letztlichen Kauf. Sie nutzen Apps, erkundigen sich in Social Media und Web, suchen Produktinformationen und befragen Preis-Vergleichsportale. Ihnen gegenüber stehen 29 Prozent "value-conscious shoppers". Sie bevorzugen beim Einkauf das Ladengeschäft, nutzen aber durchaus das Internet als Teil des Einkaufprozesses. Der Anteil der Digitalverweigerer ("reluctant digital shoppers") liegt bei 11 Prozent. Südeuropa ist bei den Digital-Affinen vorne. Deutschland weist den geringsten Anteil aus; kommt aber auch auf immerhin 52 Prozent.
In BRIC+Mexiko wurden drei Käufertypen identifiziert: 50 Prozent "interactive online shoppers", 17 Prozent "technophile digital shoppers" und 23 Prozent "digitally-indifferent shoppers", die wenig auf digitale Kanäle geben. Russland liegt am Ende des Feldes und wirkt schon beinahe wie ein reifer Markt mit immerhin 36 Prozent Konsumenten, die wenig mit Internet & Co. anfangen können.
Die Studie zeigt: Der Einzelhandel hat sich tatsächlich durch die digitalen Kanäle verändert. Die digitale Welt gewinnt an Bedeutung für den Einkaufsprozess. Doch die Läden spielen weiterhin eine wesentliche Rolle. Für Händler kommt es in Zukunft darauf an, auf allen Kanälen Präsenz zu zeigen, um potenziellen Kunden individuelle, schnelle Zugänge zum Kauf zu ermöglichen. Für eine ganzheitliche Nutzererfahrung wird auch viel davon abhängen, wie gut die Integration der einzelnen Kanäle (digital und real) gelingt. Vielleicht könnte das dann auch so oder ähnlich aussehen.
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