Dr. Martin Reti 6. Oktober 2014

Das Auto im Internet - Connected Car

Connected Car - der virtuelle Verkehr verknüpft sich mit dem realen. Schon seit Jahren arbeiten Automobil-Hersteller daran, die Autos "ins Internet zu bringen". Und warum sollte das nicht gelingen, wenn Hausgeräte, Uhren und Mobiltelefone dort schon angekommen sind?

Connected Car auf großer Reise

 

Mithilfe von modernster Technik und einem 313-Liter-Tank hat Rainer Zietlow bei der Cape to Cape Challenge (so eine Art "Stratosphere Jump" für bodenständige Abenteurer) gezeigt, was ein Connected Car auf einer 19.000-km-Fahrt leisten kann. Mit einer Armada von Sensoren erfasste das Vehikel ungeheure Datenmengen, die es an eine hybride Cloud schickte, die wiederum Big Data-Analysen für die optimale Fahrt erstellte. HP als Sponsor des Vorhabens nutzte die Bühne, um in einem wirklichkeitsnahen (und öffentlichkeitswirksamen) Projekt die Themen Internet of Things, Big Data und Cloud Computing zu verbinden. Auto in der Cloud - ein Einzelfall? Mitnichten.

Connected Cars sind Realität

Gerne bedient sich das virtuelle Universum ja der Bilder, die unserer Alltagserfahrung vertraut sind. So war früher gern die Rede von der Datenautobahn. Rückblickend wirkt das eher wie eine Aufforderung an die Automobilhersteller, aus dem Bild Realität zu machen: Autos werden Bestandteil des Internet der Dinge.

Die Basis für Connected Cars ist der Einbau von Komponenten, die die Daten des Autos per Funk in das Internet übertragen und von dort auch Daten und Anweisungen empfangen. ABI Research schätzt die Menge aktiver Funkkomponenten, die im Laufe des Jahres 2014 in Autos verbaut werden, auf über 16 Milliarden und prognostiziert ein Wachstum auf über 40 Milliarden im Jahr 2020. 75 Prozent dieses Wachstums soll von Sensoren herrühren.

Ob das viel oder wenig ist, bleibt dem Auge des Betrachters überlassen. Doch der Trend ist unumkehrbar: Immer mehr Sensoren, aber auch immer mehr Vernetzung der Autos. 23 Millionen Autos seien im Jahr 2013 bereits vernetzt, sagen die Marktforscher von IHS Automotive. Das sind bei einem geschätzten Weltbestand an Autos von 1,14 Milliarden gerade mal – oder immerhin – zwei Prozent. Zum Vergleich: 2013 befuhren 400.000 Elektroautos die Straßen der Welt. Es gibt also deutlich mehr vernetzte Autos als elektrisch betriebene.

Das Internet der Dinge wird zur Lebensrealität

Die Entwicklung der ICT treibt die Vernetzung von klassischen Welten mit der Welt des Internet voran und führt zur Entstehung des Internet of Things. Das klingt abstrakt, aber Konsumgütermessen geben uns einen Eindruck davon, wie diese digitale Transformation unsere Gesellschaft verändert. Smart Homes und Smart Cars werden wie Smartphones zu natürlichen Begleitern von Konsumenten. Es sind nicht nur Menschen und klassische "Computer", die Daten erzeugen, sondern immer mehr Sensoren, die automatisiert Unmengen von (spezifischen) Daten erfassen. Und diese automatisch zu Sammelstellen transportieren (M2M-Kommunikation).

Diese Entwicklung birgt Chancen ebenso wie Risiken: Verbraucher können sich über besseren Service freuen, Unfallopfer über schnellere Hilfe. Allerdings können die Verhaltensweisen von Verbrauchern auch besser erfasst und ausgewertet werden (Stichwort: Big Data). Davon wiederum könnten beispielsweise auch Versicherungen profitieren.

 

Die Autofahrer sehen diese Entwicklung zwiespältig: Auf der einen Seite mag keiner mehr auf Assistenzdienste verzichten. 91 Prozent aller vom Bitkom befragten Autofahrer zumindest sahen das so. Kein Wunder, wenn man während des Autofahrens telefoniert (56 Prozent), SMS liest (54 Prozent) oder gar SMS schreibt (21 Prozent). Da passt ins Bild, dass sich ein Drittel der Motoristen schon die Nutzung eines selbstfahrenden Auto vorstellen kann. Das Auto wird zum Wohnzimmer. Transportservice inklusive. Das dürfte nach dem Beamen die komfortabelste Art des Reisens sein ;).

Vernetztes Fahrzeug uninteressant?

Ein anderes Bild gibt die Umfrage von mobile.de wider: Hier hält knapp die Hälfte (46,2 Prozent) die Fahrzeugvernetzung für uninteressant. Im Zweifelsfall entscheiden sie sich für eine bessere Motorisierung. Wobei das natürlich nicht unbedingt ein Widerspruch sein muss - wie das (nicht ganz alltägliche) Beispiel des Touareg zeigt.

Interessanter sind da die Aussagen hinsichtlich Datenschutz: 43,8 Prozent wären bereit, Fahrdaten mitzuteilen, wenn sie dadurch bessere Versicherungskonditionen erhalten, während ein Drittel (31,9 Prozent) sich ausspioniert fühlt und das "connected car" komplett ablehnt.

Connected Cars - interessantes Feld für Telekommunikations-Unternehmen

Connected Cars sind natürlich nicht nur ein Thema für Automobilbauer. Auch Telekommunikations-Anbieter wie die Deutsche Telekom oder die Telefonica sehen hier geschäftliche Potenziale. Letztere hat sogar einen Connected Car Industry Report aufgelegt. Und siehe da: Weltweit sehen 80 Prozent der Befragten eine vernetzte Autozukunft. Ja, sogar die Kaufentscheidung würde dadurch beeinflusst. Immerhin das Moment der höheren Sicherheit ist erkannt und die verbesserte Navigation auch.

Es wird spannend sein zu sehen, wohin die Reise wirklich geht. Im Kampf um die Märkte werden die Automobilhersteller immer stärker auch auf Dienste jenseits des eigentlichen Fahrzeugverkaufs setzen. Lösungen, die ICT integrieren, sind dabei ein wichtiges Pfund. Aber auch das Knöpfchen für das Deaktivieren der Dienste wird wohl in den nächsten Jahren noch nötig sein, will man datenkritische Autofahrer nicht abschrecken.

avatar

Dr. Martin Reti

Senior Consultant

Martin ist als Senior Consultant zuständig für eine breite Palette von divia-Themen, seien es klassische Marketinginstrumenteoder digitale Medien. In seiner Rolle berät er Unternehmen bei der Einführung von Social Media, bereitet im Content MarketingInhalte werthaltig auf und dient als Sparringspartner und Promotor von neuen Marketing-Ideen.

Martin hat langjährige Erfahrung im strategischen Marketing. Einerseits konzipiert er Marketingkampagnen, andererseits fühlt er sich auch als Umsetzer sehr wohl. Neben Auftragsarbeiten hat er auch eine große Zahl von Fachveröffentlichungen über Themen der digitalen Welt publiziert. Er ist ein gewinnender Referent zu Themen wie digitaler Transformation, Social Mediaund Cloud Computing. In seiner Rolle als “Übersetzer” und “Erklärer” vermittelt er komplexe (technische) Inhalte einfach und verständlich. Dabei kommt ihm sein analytischer Blick als Naturwissenschaftler zugute.

Als digitaler Immigrant versöhnt er die Welt des klassischen Marketing und das digitale Universum. Er hat langjährige Erfahrung in der ICT-Branche und kennt die aktuellen Themen, die Unternehmen – heute, häufig aber erst morgen – umtreiben: Big Data,Cloud Computing, Mobile, Collaboration & Co. In der Vergangenheit hat er aber auch Querschnittsthemen wie Prozesse und Personal unterstützt und sogar zwei Jahre als Social Media Manager in der Personalwirtschaft gearbeitet.

Martin ist im Netz bei Facebook,Twitter, Linkedin, Xing, Google+ und vielen weiteren Plattformen und Netzwerken zu finden. Ebenso schreibt er in unserem divia-Blog über seine Schwerpunktthemen. Beim Bitkom engagiert er sich im Arbeitskreis Cloud Computing & Outsourcing.

In der Freizeit engagiert sich Martin als Familienvater dreier Kinder und als Kirchengemeinderat u.a. in der Kinder- und Jugendarbeit der evangelischen Kirche. Martin ist immer bereit für ein gepflegtes Karten-, Würfel- oder Brettspiel. Als weiteres Hobby veröffentlicht er Rätsel auf seinem Blog. Aber auch im Freien ist der passionierte Freizeitläufer anzutreffen.

Kontakt:

E-Mail: martin.reti@divia.de

Tel: 0172 / 8400880