Daten sind für einen Manager so wichtig wie die Luft zum Atmen. Das ist auch im Nachhaltigkeitsmanagement so. Schlüsselindikatoren, sogenannte Key Performance Indikatoren (KPI), geben einen Gesamtüberblick über die Nachhaltigkeitsleistung und ermöglichen eine professionelle Steuerung der Nachhaltigkeitsmaßnahmen. Häufig nutzen Unternehmen dazu Lösungen aus der IT.
Das Softwareunternehmen WeSustain hat sich auf Nachhaltigkeit spezialisiert. Im Januar 2014 führte das Unternehmen mit demCR-Kompass ein webbasiertes Informations- und Software-Angebot zum Thema Corporate Responsibility (CR) speziell für kleine und mittlere Unternehmen ein. Damit können Unternehmen Maßnahmen definieren, steuern und die relevanten Daten aus dem Unternehmen erheben. Damit wiederum können sie Nachhaltigkeitsberichte für die externe Kommunikation erstellen.
Der CR-Kompass wurde in Partnerschaft mit der Bundesregierung entwickelt. Der CR-Kompass soll speziell kleine und mittelständische Unternehmen dabei unterstützen, sich dem Thema Nachhaltigkeit zu nähern und Know-How aufzubauen. Denn Nachhaltigkeit wird als Wettbewerbsfaktor – auch im internationalen Vergleich – immer wichtiger. Das Beste: Die Nutzung der Software ist kostenfrei.
Wir sprachen mit Dr. Manfred Heil, dem Geschäftsführer von WeSustain.
M. Heil: Neben konkreten Kosteneinsparungen durch Reduzierung von Ressourcenverbräuchen geht es auch um soziale Faktoren, welche die Attraktivität als Arbeitgeber betreffen. Viele KMU sind gerade hier bereits vorbildlich. Oft fehlt es jedoch an einer strukturierten Darstellung nach außen. Gerade im Wettstreit um die besten Talente spielt in Zeiten des demografischen Wandels die Reputation des Arbeitgebers eine entscheidende Rolle. Hier kann ein Nachhaltigkeitsbericht den entscheidenden Unterschied ausmachen.
divia: Welche Unternehmen nutzen den CR-Kompass und wie ist die bisherige Resonanz der Nutzer?
M. Heil: Bisher nutzen 80 Unternehmen die Software. Die Nutzer kommen aus ganz unterschiedlichen Branchen. Sowohl Handwerksbetriebe, mittlere Produktionsunternehmen als auch Dienstleister nutzen die Software. Sogar ein Zweitliga Fußball-Club hat sich registriert.
Die Resonanz ist sehr positiv. Bis Ende des Jahres wollen wir 300 Unternehmen als Nutzer gewinnen.
divia: Was bietet WeSustain außer dem CR-Kompass?
M. Heil: Neben dem CR-Kompass für KMU bieten wir auch eine Software für große Unternehmen an. Hier spielen neben der Berichterstellung zusätzliche Elemente eine Rolle. Dies betrifft das Identifizieren von wichtigen Themen für das Nachhaltigkeitsmanagement. Der sogenannte „Materialitäts-Prozess“ bezieht die externen Interessengruppen, wie Kunden oder Lieferanten ein. So führen wir mit unseren Kunden regelmäßige Befragungen durch, um die wirklich relevanten Themen für das Nachhaltigkeitsmanagement zu identifizieren und Ziele zu formulieren, die dann in der täglichen Arbeit mit Maßnahmen verfolgt werden.
divia: Was ist wichtig für den Einstieg von Unternehmen ins Nachhaltigkeitsmanagement?
M. Heil: Für viele kleine und mittlere Unternehmen ist der Aufwand sehr gering. Die “Quick Wins” liegen häufig in den bereits vorhandenen Leistungen, über die noch nie öffentlich berichtet wurde. Heute ist es für viele Kunden nicht mehr entscheidend, welches Produkt oder welche Dienstleistung attraktiv sind. Sie wollen vielmehr wissen, wer der Hersteller ist und wie das Produkt hergestellt wurde. Fairness in Umgang mit den Mitarbeitern und ein umwelt- und ressourcenschonendes Wirtschaften werden immer mehr zu Kriterien bei der Kaufentscheidung.
divia: Mit der zu erwartenden Zustimmung der EU über eine Richtlinie zur CSR-Berichterstattungspflicht bis Mai 2014 stehen Unternehmen mit mehr als 500 Mitarbeitern zukünftig vor der Herausforderung Angaben zu Nachhaltigkeitskriterien machen zu müssen. Was halten sie von einer solchen CSR-Berichtspflicht?
M. Heil: Die Regelungen in Europa gleichen aktuell einem Flickenteppich. So haben einige Länder, wie beispielsweise Dänemark oder Spanien, bereits in der Vergangenheit Berichtspflichten eingeführt. Andere Länder haben das Thema seit langem in Planung. Da ist eine Harmonisierung auf EU-Ebene aus unserer Sicht sinnvoll, um Wettbewerbsnachteile einzelner Staaten zu vermeiden.
divia: In wieweit sind in Ihren Augen Unternehmen für Umwelt und Gesellschaft verantwortlich?
M. Heil: In den letzten zehn Jahren hat sich ein gravierender Wandel in der Wahrnehmung von Unternehmen vollzogen. Noch vor zehn Jahren stand die Gewinnmaximierung unter dem Stichwort des Shareholder-Values im Mittelpunkt der Unternehmensaktivitäten. Heute geht es hingegen verstärkt um die Frage, welche Rolle ein Unternehmen für das Gemeinwohl spielt. Damit stellt sich natürlich die Frage, wem die Unternehmensaktivitäten letztendlich nutzen. Der Verantwortungsbegriff für Unternehmen wird entsprechend viel breiter gefasst. Hier haben gerade kleine und mittlere Unternehmen große Chancen. Denn diese nehmen ihre Verantwortung gegenüber Mitarbeitern und ihrer Region schon immer sehr ernst. Leider wird das der Öffentlichkeit häufig nicht ausreichend transparent.
divia: Vielen Dank für das Interview.
Wir freuen uns, Herrn Dr. Manfred Heil auf unserem Symposium “Zukunftsfähiges Management – Nachhaltigkeit als Chance für den Mittelstand” am 08. Mai in Sigmaringen begrüßen zu dürfen. Dort wird er den CR-Kompass vorstellen und aus eigener Erfahrung schildern, worauf es bei Einstieg in die Nachhaltigkeit wirklich ankommt.
Die weiteren Referenten vom Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg und SPEICK | naturkosmetik haben wir in unserem letzten Blogbeitrag bereits vorgestellt.
Die Teilnahme am Symposium ist kostenlos. Um Voranmeldung unter symposium@divia.de wird gebeten. Das Symposium findet am 08. Mai um 14:00 – 17:00 Uhr in der Hochschule Albstadt-Sigmaringen im großen Hörsaal, Gebäude 6, Raum 620 statt.
Wir freuen uns auf Ihr Kommen!