Dieser Blogartikel befasst sich mit den zuvor angekündigten Erkenntnissen meiner Masterarbeit und beschreibt, welche Nachhaltigkeitsrisiken in China die größte Bedeutung haben.
Ich habe für die Bewertung der Risiken eine spezielle, mehrdimensionale Bewertungsmatrix entwickelt mit deren Hilfe das Ausmaß von Risiken beurteilt werden kann. Letztendlich bin ich mit Hilfe der Matrix zu dem Ergebnis gekommen, dass alle untersuchten Risiken den Bestand der Unternehmen gefährden können. Dies ist vor allem dadurch begründet, dass sich der Schaden als eine Kombination aus rechtlicher Haftung, Reputationsschaden und sonstigen Folgekosten manifestiert. Besonders der Reputationsschaden kann nur schwer überwunden werden und zeigt bereits bei illegitimem bzw. illegalem Verhalten in geringem Ausmaß eine sehr hohe Ausprägung. Berücksichtigt man zudem die externalisierten Kosten für Umwelt und Gesellschaft, die die Unternehmen zwar verursachen, aber nicht selbst tragen, übersteigen die Folgen die Tragfähigkeit der Unternehmen um ein Vielfaches.
Meine Bewertung zeigt, dass die Compliance Risiken den höchsten Risikolevel aufweisen, gefolgt von den ökologischen Risiken. Den ökonomischen Risiken kommt die geringste Relevanz zu. Generell lassen sich 5 Top Risiken identifizieren, deren Eintrittswahrscheinlichkeit bzw. deren Schaden die anderen Risiken überragt:
- Korruption
- Mangelhafte Qualität von Dienstleistungen oder Produkten
- Luftverschmutzung
- Mangelhafter Schutz am Arbeitsplatz
- Wasserverschmutzung
Betrachtet man lediglich die Kosten, die die KMU auf jeden Fall selbst tragen müssen, nämlich Reputationsschaden, Haftungsansprüche und sonstige Folgekosten, wiegen folgende Risiken am schwersten: Korruption, Verstöße gegen Außenhandels-bestimmungen, Luftverschmutzung, mangelhafter Arbeitsschutz, Wasserverschmutzung, Kontamination Boden und unsachgemäße Entsorgung. Nur wenige der Nachhaltigkeitsrisiken sind autark. Der Großteil der untersuchten Risiken weist (Wechsel-)Beziehungen mit anderen Risiken auf. Durch die Untersuchung dieser Verknüpfungen habe ich zwei Risikogruppen (u. a. ökologische Risiken) und ein Einzelrisiko identifiziert, durch deren Bearbeitung das Ausmaß der anderen Risiken minimiert werden kann. Außerdem lassen sich drei Risiken identifizieren, die für alle in China realisierten Funktionen (z. B. Beschaffung, Produktion) von Relevanz sind, nämlich Korruption, Luftverschmutzung und mangelhafte Qualität.
Korruption und Luftverschmutzung stellen eine große Gefahr für Unternehmen, Umwelt und Bevölkerung dar.
Das Risiko Korruption weist, wie zuvor aufgeführt habe, einen hohen Risikolevel auf und kann andere Nachhaltigkeitsrisiken erheblich verschärfen. Dies lässt sich folgendermaßen erklären: Korruption ist in China stark verbreitet, Transparency International ordnet China einen sehr hohen Korruptionslevel zu. Zudem hat der Maschinenbau im Vergleich zu anderen Branchen die größten Probleme mit Korruption. Der Schaden für die Unternehmen kann enorm ausfallen: korruptes Verhalten in China kann in den Zuständigkeitsbereich verschiedener Staaten fallen, mehrere Straftatbestände berühren und dadurch immense Strafzahlungen nach sich ziehen. Weitere Konsequenzen sind z. B. der Ausschluss von Exportkreditversicherungen. Dies macht das Auslandsgeschäft gerade für KMU unrentabel bzw. unmöglich. Zudem kann Korruption die Reputation bei sämtlichen Stakeholdern empfindlich beschädigen und z. B. durch Umgehung von Umweltauflagen das Ökosystem schädigen. Der Aufwand, um Korruption in China zu verringern ist jedoch extrem hoch, so dass eine Kosten-Nutzen-Abwägung für KMU durchaus Sinn macht. Maßnahmen, um eine Haftung zu vermeiden sind aber aufgrund der extrem hohen Sanktionen dringend angezeigt.
Die hohe Wertung des Risikos „Luftverschmutzung“ ergibt sich z. B. durch die Verbindung des Maschinenbaus mit Branchen wie Metallverarbeitung oder Logistik, die stark zur landesweiten Luftverschmutzung in China beitragen. Der Schaden der Luftverschmutzung liegt für die KMU hauptsächlich in der Zukunft: höhere Krankenstände, Mangel an qualifiziertem Personal, da immer mehr ausländische Manager von der Luftverschmutzung abgeschreckt werden und das Land verlassen oder steigende Kosten für Umweltschutz. Das Ausmaß der Luftverschmutzung lässt sich im Vergleich zur Korruption einfach durch Maßnahmen wie den Einsatz von Filtern oder eine sorgfältige Auswahl von Zulieferern oder Logistikdienstleistern verringern.
Im nächsten Blogartikel stelle ich die Ergebnisse der Umfrage vor. Weitere Informationen zu der Masterarbeit können Sie unter info@divia.de anfordern.
Bildquelle: Dieter Schütz / pixelio.de
Dieser Beitrag wurde von <a href="https://www.xing.com/profile/Tanja_Oesterle2">Tanja Österle</a> geschrieben