divia Gmbh 4. Dezember 2012

Ein grünerer Weg in die Wolke

Wie eine neue IDC-Studie zum aktuellen Hype-Thema Big Data ergab, erwarten mehr als drei Viertel der befragten Unternehmen in Deutschland, dass der zu bewältigende Datenberg bis 2014 um 25% jährlich wächst. Um aus der wachsenden Menge an unstrukturierten und strukturierten Daten einen geschäftlichen Nutzen zu schöpfen werden Unternehmen zunehmend Cloud-Infrastrukturen und Plattformen externer IT-Dienstleister nutzen, die über die entsprechende IT- und Netzwerkinfrastruktur verfügen, um der Komplexität von Big Data zu begegnen.

Mit dem gigantischen Datenwachstum ändern sich auch die Anforderungen an die Rechenzentren, in denen die Daten gespeichert, verwaltet und analysiert werden. Um jedes Byte an digitaler Information zu verarbeiten und zu speichern bedarf es Energie und einer physischen Fläche im Serverpark. Angesichts der wachsenden Nachfrage nach Rechenkapazitäten und weltweit steigender Strompreise investieren Betreiber von Rechenzentren bereits seit Jahren in die Verbesserung der Energieeffizienz ihrer Anlagen. Es stellt sich jedoch die Frage, ob diese einseitigen Anstrengungen der Rechenzentrumsbetreiber auf dem Weg zu einer grüneren Wolke ausreichen, um den wachsenden Hunger nach Informationen weltweit zu stillen.

Ein grünerer Weg in die WolkeLaut ließe sich am Standort Deutschland der Energieverbrauch bis 2015 auf 6,0 TWh reduzieren. Diese Einschätzung beruht jedoch auf einem „Green IT Szenario“, das hieße einer vollen Ausschöpfung aller Effizienzpotenziale bei ca. 90% aller Rechenzentren. Dass wir auf dem Weg in eine grünere Wolke sind, belegen die aktuellen Statistiken. 2008 lag der Verbrauch der Server und Rechenzentren bei 10,1 TWh, drei Jahre später bei 9,7 TWh trotz eines 7%-Wachstums an Servern.

Die realisierbaren Energieeinsparungen ergeben sich hauptsächlich durch Skaleneffekte, die auf einer geteilten Infrastruktur basieren und eine effizientere Verteilung der Arbeitslasten einzelner Anwendungen ermöglichen. Durch Virtualisierung lassen sich zudem mehrere, einzelne Server zu größeren, flexibleren Rechenressourcen zusammenführen, die den jeweils auftretenden Bedarf befriedigen können. Aus der Konsolidierung von bspw. vier Systemen lassen sich nach Berechnungen des Branchenverbands BITKOM bis zu 50% an Energie einsparen. In Verbindung mit weiteren Maßnahmen wie z.B. Server-Automation, d.h. (vereinfacht) dem automatischen Herunterfahren der Server bei geringem Bedarf an Rechenleistung, kann der Stromverbrauch sogar noch weiter reduziert werden.

Des Weiteren vermindern Rechenzentrumsbetreiber ihren CO2-Fußabdruck durch Verbesserungen in der Kühlung oder Nutzung von Außenluft oder Grundwasser zur Kühlung der Anlagen, räumlicher Planung und dem Einsatz energiesparender IT-Komponenten.

Nachholbedarf besteht nach wie vor beim Strom, der in den immer größer werdenden Rechenzentren für Server, Kühlungssysteme und Batterieladegeräte benötigt wird. Einige positive Maßnahmen zur Schließung dieser Lücke gibt es bereits. So betreibt zum Beispiel der Cloud-Anbieter Greenqloud (Island) seine Wolke fast ausschließlich mit Geothermie und Wasserkraft. Auch Facebooks erstes europäisches RZ in Lulea (Schweden) und Yahoos Rechenzentrum in Lockport (New York) können zum größten Teil über Wasserkraft betrieben werden. Gute Ansätze zeigen vereinzelt auch die anderen großen Player im Markt (als Beispiele hierfür seien deren RZ-Standorte Washington (Yahoo), North Carolina (Apple) oder California (Google) genannt, mit denen die Cloud-Dienstleister beginnen ihren Anteil an Strom aus alternativen Energieträgern zu erhöhen. Allerdings versäumen es diese Betreiber auch nicht ihre (noch geringen) Anstrengungen in puncto Energieeffizienz zu kommunizieren und unterbieten sich dabei gerne mit entsprechenden, marketingaffinen PUE-Werten. Dabei vermitteln sie den Eindruck ihre Cloud-Dienstleistungen stammen aus einer grüne(ren) Wolke. Studien wie zum Beispiel “Cloud Computing and Sustainability” oder “Cloud Computing - The IT Solution for the 21st Century“ zeigen CO2 Einsparungen werbewirksam auf. Details über die Grundlagen und Richtigkeit dieser Berechnung bleiben unbekannt. Es liegt am Cloud-Nutzer derartige Statistiken und Schätzungen zu hinterfragen und die Energie- und CO2-Einsparungspotenziale kritisch zu betrachten. Denn tatsächlich kommt laut Greenpeace noch immer der weitaus größere Teil des Stroms für die Wolke aus alten Energiequellen. IT-Giganten wie zum Beispiel Amazon, IBM, Apple und Microsoft decken bis zu 55,1% ihres Energiebedarfs mit Braunkohle und betreiben damit weiterhin eher braune als grüne Wolken.

Die Auslagerung von IT-Infrastruktur und Softwareanwendungen an externe Rechenzentren bzw. Cloud-Dienstleister bedeutet für Unternehmen ein wesentliches Maß an Einfluss auf die Farbe der Wolke und somit auch ein bestimmtes Maß an Verantwortung. Die Erschließung neuer Umsatzpotenziale aus Unternehmensdaten basiert auf den CO2-Emissionen Dritter. Im Rahmen einer Nachhaltigkeitsberichterstattung werden die Treibhausgasemissionen der Lieferanten nach dem Greenhouse Gas Protocol als Scope 3 Emissionen erfasst und fallen somit unter den CO2-Fußabruck der Cloud-Nutzer. Letztlich führt ein grünerer Weg in die Wolke nur über ein Bewusstsein für die eigene Verantwortung und die darausfolgenden Entscheidungen zur Verbesserung der individuellen CO2-Bilanz eines jeden einzelnen Cloud-Markteilnehmers.

Dieser Blogbeitrag wurde von Juliana Meese geschrieben.

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