divia Gmbh 14. März 2012

Freiheit und Bürde neuer Arbeitswelten


oder warum Unternehmen mehr Verantwortung für die Gesundheit ihrer Mitarbeiter übernehmen sollten!

 

Schöne neue Arbeitswelt

Die Art des Arbeitens verändert sich in den heutigen Tagen stetig. Mit zunehmender Digitalisierung und durch die Vielzahl an zur Verfügung stehenden Kanälen ergeben sich immer mehr Möglichkeiten, die in einem immer höheren Tempo genutzt werden können. Eine Entwicklung von der nicht nur ich glaube, dass sie viele positive Auswirkungen haben kann. So wird auch vom Gros der Protektionisten erwartet, dass wir zukünftig effektiver arbeiten können, durch höhere Freiheitsgrade in der Arbeit kreativer, ja sogar glücklicher werden und somit besser geschützt sind vor Burnout und Selbstunterjochung - schöne neue Arbeitswelt.

Die scheinbare Kehrseite von Enterprise 2.0

Doch alles hat zwei Seiten. So wird nicht jeder mit der Vielzahl an Möglichkeiten zurechtkommen. Wer “abgehängt” wurde ist leicht frustriert. Der Wandel hin zum Enterprise 2.0 ist daher kein Selbstläufer, sondern gerne mal mit sehr viel Arbeit verbunden (siehe Christian’s Blogbeitrag). Ein gutes Akzeptanzmanagement und aktive Verhinderung von Frustration im Umgang mit neuen Medien sind wichtig, doch nicht die Einzige Problematik hierbei. Ich sehe es an mir. Dank Smartphone und unzähligen vernetzen Anwendungen vergeht kaum ein Moment - ob im Cafe, in der U-Bahn, in der Mittagspause (!), in der Umkleide beim Sport etc. - in der ich nicht mal eben meine Mails checke, meinen Twitteraccount aktualisiere und vielleicht noch auf Yammer, Facebook, Xing, dem Google Reader und was ich sonst noch für Kanäle bediene, vorbei schaue. Dabei vermische ich allerhand Informationen und auch Aufgaben aus dem beruflichen wie auch privatem Bereich.

Ständig erreichbar und mit Informationen überhäuft

Doch gerade diese ständige Bereitschaft und auch die stetige Ablenkung sind durchaus Problem behaftet. Laut einer BITKOM-Studie sind fast neun von zehn Berufstätigen (88 Prozent) außerhalb ihrer Arbeitszeiten für Kollegen, Vorgesetzte oder Kunden per Handy, Smartphone oder E-Mail erreichbar.

Nicht alle jederzeit, aber immerhin knapp 40% sind jederzeit bzw. dediziert sogar an Wochenenden und im Urlaub verfügbar. 42 Prozent aller Berufstätigen bestätigen zudem, dass sie keine klare Grenze mehr zwischen Privatleben und Arbeit ziehen. Dabei scheint besonders Männern diese Grenzziehung schwer zu fallen. Sie sind häufiger erreichbar. Ein Ego Problem? Nun ja, das will ich hier jetzt nicht auch noch diskutieren, wobei ich natürlich offen bin für einen Dialog. ;-)

Gesundheitliche Folgen

Glaubt man den ärztlichen Vertretern der Gewerkschaften, so entsteht als Folge der ständigen Erreichbarkeit und dem daraus resultierenden hohen Stresspegel im schlimmsten Fall Burnout (weniger ein Krankheitsbild, als vielmehr eine besonders populäre Spielart der Depression). Als weitere Ursachen gelten der zunehmende Leistungsdruck, unrealistische Leistungsanforderungen oder auch ein ständiger Wechsel der Arbeitssituation sowie vieles mehr. Nun, bezogen auf die Reizüberflutung und die Schwierigkeiten, aufgrund des hohen Tempos, zu reflektieren und zu verarbeiten, kann es für Unternehmen auch sinnvoll sein, sich in der Wahl der eigenen Informationskanäle zu beschränken. Generell wären Unternehmen gut beraten, verstärkt die Verantwortung für die so sehr geforderten Mitarbeiter zu übernehmen. Ob da allerdings eine “Gewaltaktion”, wie die des Volkswagenkonzerns - um 18.15 Uhr wird dort der E-Mail-Service für die Blackberrys der tarifgebunden Mitarbeiter abgeklemmt - die richtige Maßnahme ist, lasse ich mal dahin gestellt. Wenn ich da zum Beispiel an meine Kollegen denke, scheint mir das unsinnig. Manch einer fühlt sich pudel wohl, wenn er ab 22:00 Uhr nochmal so richtig produktiv werden kann.

Betriebliches Gesundheitsmanagement individuell denken

Verschiedene Verhaltens- und Nutzungsmuster sollten daher heute - im besonderen aufgrund der Verschmelzung von Berufs- und Privatleben - individuell bei der Arbeitsorganisation bedient werden. Zudem muss ein Rahmen geschaffen werden, der die persönliche Entwicklung, auch die der Gesundheit, fördert. Nur so können die menschlichen Ressourcen langfristig optimale Arbeitsergebnisse produzieren. Unternehmen müssen Verantwortung übernehmen und lernen, die individuellen Fallen, die sich für Ihre Mitarbeiter auftun, frühzeitig zu sehen und bereits präventiv im Rahmen eines sogenannten “betrieblichen Gesundheitsmanagements” abzufangen. Aus meiner Sicht, eine der größeren Aufgaben für die Unternehmen von morgen.

 

Nun, heute habe ich viele Fragen aufgeworfen und natürlich erhoffe ich mir, dass Ihr diese aufnehmt und rege mit mir / uns diskutiert. Findet ihr, jeder sollte die gleichen Arbeitsbedingungen haben oder seht ihr lieber individuelle Vereinbarungen und Möglichkeiten? Und glaubt ihr, dass es in der unternehmerischen Verantwortung liegt, sich präventiv Lösungen für individuell auftretende gesundheitliche Probleme zu überlegen?

Ich bin gespannt auf Eure Meinung.


avatar

divia Gmbh

Beiträge von Gastautoren oder ehemaligen divia Mitarbeitern